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3. Februar 2023

Der «grosse Teich» ruft

Nachdem wir unsere Atlantiküberquerung aus diversen Gründen bereits zweimal verschoben haben, ist es nun endlich soweit. Am Freitag, 6. Januar heisst es «Leinen los» in der Marina Rubicon auf Lanzarote und wir stechen für unbestimmte Zeit in See. Ganz so idyllisch verläuft das Ablegen allerdings nicht und zwar werden wir an der Marina Tankstelle «richtig nett» vom Marinero verabschiedet – dieser schwärzt uns schon nach wenigen Minuten an, wir sollen uns davon machen, weil ein anderes, grösseres Boot vor Anker draussen warte und endlich Tanken wolle. Danke für diesen tollen Start in unser Abenteuer. ;-)

Die ersten Stunden auf See sind wir bereits auf unseren Motor angewiesen. Leider ist der Wind mit 4-5 Knoten zu schwach, um unsere Segel zum Stehen zu bringen. Wir motoren also Richtung Osten von Fuerteventura und von da aus gen Süden Richtung Kapverden. Bleibt nur zu hoffen, dass der Wind bald einsetzt und uns über den Atlantik «schiebt» - der Diesel reicht nämlich Maximum für 9 Tage. Bei Sonnenuntergang steht unser Herz zum ersten Mal kurz still. Wir sichten eine grosse Finne querab und tippen auf Orcas. Nach den Seglergeschichten um die Gegend von Gibraltar, wo Orcas das Ruder mehrerer Boote attackiert haben, hoffen wir, dass diese wunderschönen Tiere unserem Boot fern bleiben und wir sie von Weitem bestaunen dürfen. Unser Wunsch wurde erhört und so zieht die Orca-Familie in der Abenddämmerung in einer Ruhe mit ca. 150m Abstand an uns vorbei. Nicht lange dauert es bis der Vollmond aufgeht und mit ihm setzt der bereits sehnsüchtig erwartete Wind ein. Die beiden Genuas (Vorsegel) werden noch vor der ersten Nachtschicht ausgebaumt und die «Hydrovane» (mechanischer Autopilot) in Betrieb genommen. Mit perfekten Windbedingungen, ca. 12-14kn räumlich, segelt HEUREKA durch die Nacht. Die Nachtschichten werden wie folgt auf unsere 3er Crew aufgeteilt: Jana von 20.30h bis 23.30h, Robi von 23.30h bis 02.30h, Fee von 02.30h bis 05.30h, Jana von 05.30h bis 07.30h, Robi von 07.30h bis 09.30h. Der Schlaf kommt für Jana und Fee die ersten Nächte definitiv zu kurz. Schon am zweiten Tag frischt der Wind bis ca. 25kn auf und somit auch die Wellen (ca. 3-4m hoch). Die «berühmte» Atlantikdünung lässt allerdings auf sich warten und die Wellen schlagen aus allen Richtungen gegen unsere HEUREKA. Von Innen fühlt sich das an wie Donnergrollen, was das Schlafen fast unmöglich macht. Ganze 10 Tage lang bleiben die Bedingungen wie beschrieben und die physische wie auch psychische Verfassung nimmt ab. Gerade verstehen wir nur zu Gut, wie Schlafentzug als Foltermethode sich anfühlt und wünschen uns, dass diese Atlantiküberquerung schnell vorüber ist. Dazu kommt, dass man kaum Essen mag, wenn man so müde ist und das wiederum führt dazu, dass man so schwach wird, dass man sich übergeben muss – speziell nachts, wenn es dunkel ist und das Gleichgewichtsorgan noch mehr Mühe hat die Wellen auszugleichen (wie das bei Jana der Fall war). Als Aussenstehender kann man sich kaum vorstellen, wie der Körper auf so eine Situation reagiert. Auf einmal fallen einem die kleinsten Dinge im Alltag enorm schwer – neben Essen und Schlafen z.B. auch auf die Toilette gehen, sich Anziehen, Duschen oder ein Buch lesen. Zum Glück schläft Robi wie ein Stein und versorgt die Crew mit gutem Essen, sodass Jana und Fee bald wieder zu Kräften kommen.

Es ist Tag 4 als wir feststellen, dass die seitlichen Achterluken undicht sind. Bis anhin ist uns das nicht aufgefallen, weil wir mit keinen vergleichbaren Wellen zu kämpfen hatten. Jetzt aber fliesst das Salzwasser nicht nur Tröpfchenweise in die Achterkoje, sondern schon fast Kübelweise. Wenn wir dieses Problem nicht bald in den Griff kriegen, sind wir gezwungen, einen Stopp auf Kapverden einzulegen. Als wären diese Lecks nicht genug, ist auch noch ein Dieseltank in der Backskiste undicht und läuft ebenfalls in die Achterkoje aus – der Geruch trägt nicht gerade zum Wohlbefinden bei! Nach kurzem Überlegen fällt Fee ein, dass er bei Beginn unserer Reise den «Leak Hero» eingepackt hat. Bis jetzt kam der noch nie zum Einsatz. Hoffen wir mal, dass er seinem Namen alle Ehre macht und wir die Luken wieder dicht kriegen. Mit Rettungsweste und Lifeline gesichert, lehnt sich Fee über die Bordwand, um die Luken von Aussen mit der braunen Paste einzuschmieren. Gespannt schaut Jana von Innen zu und wartet auf die nächste Welle, um zu beobachten, ob das Wasser weiterhin eindringt. Erleichtertes Aufatmen macht sich breit, als sich kein «Wasserfall» mehr blicken lässt! Allerdings lässt die nächste «Ohrfeige» nicht lange auf sich warten – in Nacht 5 erschlägt eine Riesenwelle Jana von hinten im Cockpit, sodass sie für mehrere Stunden unter Schock steht. Sogar der Salon bleibt nicht von der Welle verschont. 
Ja... der Atlantik ist halt kein Sprint, sondern eher ein Marathon – oder doch ein IronMan? Es wird sich zeigen! Auf jeden Fall würde ich (Jana) das nächste Mal definitiv den IronMan wählen, als nochmals diese ersten 10 Tage zu durchleben.

 


Endlich geht es aufwärts und nach einer Woche fühlt sich sogar Fee danach eine erste Dusche zu nehmen – das kann nur Gutes heissen. ;-) Das Highlight von dieser Woche ist definitiv das selbstgemachte Bananenbrot – danke SY Strawanza für diese tolle Idee und das Rezept! :-) Unseren Seglerfreunden, die zur gleichen Zeit den Atlantik überqueren wie wir, geht es sehr ähnlich. Über das Satellitentelefon sind wir täglich in Kontakt, was unseren Alltag etwas schöner macht. Auch mit unserer Familie telefonieren wir alle paar Tage kurz oder informieren über SMS über die täglichen Geschehnisse an Bord.
An Tag 8 tritt ein weiteres Leck auf – das Auspuffrohr der Heizung, die wir im Frühling in Malta demontiert haben, wurde damals in der Hitze des Gefechts (es waren ja nur 40° im Schatten) vergessen abzudichten. «Leak Hero» kommt erneut zum Einsatz und erledigt seinen Dienst vorbildlich. Von dieser kleinen Niederlage lassen wir uns jedoch nicht entmutigen, denn heute steht eine grosse Entscheidung bevor. Legen wir einen Stopp auf Kapverden ein, um uns zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen? Oder segeln wir direkt weiter gen Westen mit Kurs auf Barbados? Die Crew ist sich einig, dass es für alle schlimmer wäre, sich nochmals an solche Bedingungen zu gewöhnen, wenn man von Kapverden ablegen würde und so wird einstimmig beschlossen, an Tag 9 den Kurs von 180° auf 270° anzupassen. Ein Drittel der Strecke ist geschafft – Barbados, wir kommen! Endlich beruhigt sich die See und wir versuchen das erste Mal unser Glück beim Fischen. Robi lässt früh morgens die Angel raus und es beisst direkt ein Fisch an – vermutlich ein ziemlich grosser, denn kurzum reisst er uns den Haken samt Köder ab. Nachmittags dann direkt nochmals das gleiche Schauspiel. Aber alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei und so landet an Tag 10 der erste Fisch im Cockpit. Das wurde auch langsam Zeit... das frische Gemüse ist nämlich schon fast alles verspeist und bald stehen Pasta, Reis und Linsen auf unserem täglichen Menüplan.

Die nächsten 10 Tage verlaufen deutlich besser. Endlich setzt die lang ersehnte Atlantikdünung ein und HEUREKA reitet mit den Wellen von hinten Richtung Karibik. Der Wind bläst mit ca. 15-20kn und die gefürchteten Squalls bleiben uns grösstenteils fern. Nur einige Male nimmt der Wind kurz zu und es fängt an zu regnen. Allerdings alles in ertragbarem Rahmen und ohne dass das Boot oder die Crew Schaden nehmen. Langsam gewöhnen wir uns an den eintönigen Alltag – Segeln, Essen, Schlafen und vielleicht mal in einem Buch lesen oder Musik hören. Viel mehr macht man auf dem Atlantik nicht. Bis auf das Gedankenkarussell, an dem sich vermutlich jeder Segler nach einer gewissen Zeit auf See erfreut (oder eben nicht). Nach fast zwei Wochen auf Hoher See wird auch das Klima langsam wärmer und die «Barfussroute» macht ihrem Namen alle Ehre. Ab jetzt können wir uns von den dicken Pullis, Socken und Trainerhosen unterm Ölzeug verabschieden und tagsüber ist sogar Sonnen in Bikini und Badehose angesagt.
Ein weiteres unerwartetes Ereignis ist ein Vogel, der stundenlang versucht, auf der HEUREKA Zuflucht zu finden. Irgendwann gibt er auf und verschwindet in der Ferne, nur um am nächsten Tag mit seinen Leidensgefährten wieder aufzutauchen und das Spiel von vorne beginnen zu lassen. Als die Vögel versuchen auf unserem Masttop zu landen, finden wir das allerdings nicht mehr so spannend zu beobachten – im Gegenteil, wir sind voller Aufregung und mit Nebelhorn und Gepfeiffe versuchen wir die Eindringlinge zu verscheuchen, bevor sie wichtige Instrumente an unserer Mastspitze beschädigen. Zur Erleichterung Aller fühlen sich die Vögel genau so genervt von uns wie wir von ihnen und ziehen schon bald von Dannen.

Als wir an Tag 13 unser Log begutachten, stellen wir mit Freude fest, dass wir bereits die Hälfte des Atlantiks hinter uns gebracht haben. Darauf  und auf unseren heutigen Top-Schnitt von 6kn/h wird mit Rum angestossen und natürlich darf auch Poseidon nicht vergessen werden, der ebenfalls einen Shot abbekommt. Ab jetzt kommen wir unserem Ziel jeden Tag ein Stückchen näher. Bleibt nur zu hoffen, dass die zweite Hälfte entspannter als die Erste wird. Viel Neues bietet die dritte Woche nicht... bis auf die unzähligen kleinen und grossen fliegenden Fische, die jede Nacht auf unserem Deck landen. Schade, dass wir erst im Nachhinein auf Barbados erfahren, dass diese eine Delikatesse sind. Dann hätten wir sie nämlich nicht zurück ins Meer geworfen.


 

Irgendwann ist es immer soweit und der «Flautenschieber» kommt zum Einsatz. So auch auf dieser Atlantiküberquerung als der Wind nach fast drei Wochen erstmals auf ca. 10kn abnimmt. Leider ist das mit den vorherrschenden Wellen und Raumwind sogar zu wenig für unser «Oxley» Leichtwindsegel. Nach kurzer Zeit leuchten auf einmal verschiedene Warnsignale am Motor auf – wie könnte es anders sein, genau dann, wenn man ihn wirklich mal braucht! Der Motor ist überhitzt, weil unsere Fischerplane auf der Abluft lag – vermutlich ist diese wegen den Wellen hin- und her gerutscht. Aber nicht nur das, auch der Tourenzähler und die Lichtmaschine laufen nicht mehr und das Kühlwasser läuft innert Sekunden aus. Zum Glück schaffen es die Männer, das Problem provisorisch zu beheben. Allerdings hat das zur Folge, dass wir nur noch sehr tieftourig motoren können und mit etwa 2 bis 2.5kn (statt 4.5-5kn) Fahrt in der 4 tägigen Flaute vor uns hin tukkern. Für die letzten 500 Seemeilen benötigen wir deshalb etwa doppelt so lange wie erwartet. Unsere Geduld wird definitiv auf die Probe gestellt! Motorenlärm ist das Eine, dabei zu Schlafen nochmal etwas ganz Anderes – es wird nicht nur die Geduld, sondern auch unsere Nerven strapaziert.
Das einzig Schöne, was wir an dieser Flaute finden, ist, dass man endlich einmal im Atlantik schwimmen kann. Allerdings kann man das nicht wirklich Schwimmen nennen... eher ein kurzer «Dip» ins Wasser und schnell wieder raus – es ist dann doch etwas unheimlich im offenen Ozean mit ca. 3’000m Tiefe zu baden. Kurz darauf sehen wir in ca. 100m Abstand zum Boot sogar noch eine Gruppe von Walen. Was für ein schöner Anblick!

Die letzten vier Tage sind wir dann endlich wieder mit Wind gesegnet. Anfangs mit wenig, dann frischt er jedoch auf und kurz vor Barbados müssen wir das Boot sogar «depowern», damit wir nicht im Dunkeln am Ankerplatz ankommen. Das Timing ist perfekt und ca. 2 Seemeilen vor «Port St. Charles» im Nordwesten Barbados’ begrüssen uns die ersten Sonnenstrahlen. Nicht nur das – auch unsere Freunde von der SY Strawanza sind frühmorgens aus dem Bett gerollt, um uns in Empfang zu nehmen und uns beim Ankern in der teils felsigen Bucht zu unterstützen. Was für ein schönes Ankommen! :-) Beim gemeinsamen Kaffee und Frühstück erzählen wir uns von unseren Abenteuern. Ganze 28 Tage unseres Lebens hat uns diese Atlantiküberquerung «gekostet». Ein einzigartiges Erlebnis, an dem wir in so kurzer Zeit enorm gewachsen sind.

Die grösste Überraschung kommt jedoch erst noch! Am darauffolgenden Tag tauchen aus heiterem Himmel Federicos Zwillingsbruder Davide und seine Frau Tamara direkt am Ankerplatz auf. Ein «Taxiboot» bringt sie bis zur HEUREKA. Die Freude ist riesig und mit Tränen in den Augen fallen wir uns gegenseitig in die Arme. Dass uns am anderen Ende der Welt jemand nach unserer Atlantiküberquerung überrascht, damit hätten wir niemals gerechnet!

 

31. Dezember 2022

Die Küste Spaniens

Ende September geht’s zurück auf unsere HEUREKA, die gerade mit Roberto & Danielle in Ibiza steckt. Gemeinsam verbringen wir noch ein paar schöne Tage, bevor es für die beiden wieder zurück in die Schweiz und für uns weiter Richtung Westen geht. Atlantik wir kommen!

Die ersten zwei Wochen zurück auf dem Boot verbringen wir vor Anker in der «Cala Talamanca» ganz in der Nähe unserer guten Freunde, die auch gerade auf Ibiza Urlaub machen. Neben vielen tollen gemeinsamen Stunden geprägt von guten Gesprächen, leckerem Essen, dem einen oder anderen Hierbas und regelmässigen Gelato-Besuchen in der Altstadt Ibizas, werden auch die ersten Bootsarbeiten vorgenommen. Eine ziemliche Tortur vor Anker mit seitlichem Wellengang Kabel zu verlegen und den Radar und das Satellitentelefon zu installieren – es dauert nur alles etwa dreimal so lange! Zum Glück steht uns unser Freund & Bootselektriker «Lützu» tatkräftig unterstützend zur Seite. :-) Dann wird es Zeit weiterzuziehen, denn unsere nächste grosse Etappe steht schon bald bevor. Nach einem kurzen Zwischenstopp in «Es Vedrà» und der wunderschönen «Cala Tarida» steuern wir zum ersten Mal auf die spanische Küste zu. Nach ca. 20 Stunden auf See erreichen wir Valencia, wo wir die nächste Woche im Hafen verbringen. Wir erkundigen die Gegend mit unseren Fahrrädern und sind begeistert von dem riesigen Park, der sich durch die ganze Stadt zieht. Ganz spontan haben wir dann gegen Ende der Woche noch zwei Gäste bei uns – die Voreigner von unserem Boot! Wir freuen uns riesig, dass sie uns besuchen und wir gemeinsam nach Denia segeln können, wo wir einige unvergessliche Tage miteinander verbringen. Wenn nur nicht immer wieder dieser Abschied wäre... das ist definitiv die Seite am Seglerleben, die uns immer wieder schwer fällt.

Nach einigen kurzen Stopps an der spanischen Küste in Cap D’Or, Torre Vieja (der wohl am wenigsten schöne Ort, den wir bisher auf unserer Reise gesehen haben) und Mar Menor freuen wir uns im Hafen von Cartagena einzulaufen. Auch da treffen wir auf altbekannte Gesichter – unsere Seglerfreunde Marco & Valeria mit ihrer Tochter verbringen den Winter hier und erwarten uns schon. Aufgrund des Wetters und dem Gegenwind aus Westen, der die ganze Woche vorherrscht, nutzen wir auch hier die Zeit für «Atlantikvorbereitungen». Wir lassen unser altes Genua zuschneiden und an unser neues Genua anpassen. So können wir schon bald mit zwei ausgebaumten Genuas und Rückendwind den Atlantik überqueren. Am 10. und 11. November nutzen wir das kurze Wetterfenster, um weiter der Küste entlang Richtung Gibraltar zu segeln. Wir kommen bis nach «Aguadulce», wo wir für weitere zwei Wochen im Hafen festsitzen. Was für ein schöner Zufall, dass auch unsere Bootsnachbarn «Niente Scuse» aus Cartagena hier sind. Geteiltes Leid ist halbes Leid und so wird die Wartezeit mit Spikeball-Spielen, gemeinsamen Nachtessen und Ausflügen rumgeschlagen. Unter anderem besuchen wir die Burg «Alhambra» in Granada, die unglaublich eindrücklich und schön ist und wir machen eine kleine Wanderung zum «Mirador del los Antenas», wo wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang geniessen. Natürlich gibt es nach wie vor zu tun am Boot und wir bereiten die Spibäume mit allen Leinen, Löchern usw. vor.

 

 

Etwa einen Monat später als geplant und pünktlich zur Eröffnung der Weihnachtsbeleuchtung erreichen wir Ende November Malaga, wo wir unsere Freundin Sophie besuchen. Da der Stadthafen ziemlich Seglerunfreundlich und extrem teuer ist, entscheiden wir uns im nahe gelegenen Fischerhafen «Caleta de Velez» festzumachen. Von da aus nehmen wir den Bus nach Malaga und verbringen zwei schöne Tage mit Sophie, unserem persönlichen Touriguide. ;-) Die Stadt ist definitiv ein Besuch Wert. Es gibt viele tolle Bars und Restaurants sowie einiges an Kunst und Kultur zu entdecken. Vor dem Picasso Museum stehen die Menschen Schlange und auch der «Geburtsort» von Antonio Banderas Karriere ist sehr gut besucht. Durch Zufall erfahren wir von einem Freund aus der Schweiz, dass ein befreundetes Pärchen von uns gerade auch in Malaga ist. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns seit langem wieder einmal zu treffen, gehen lecker Essen und schauen am Abend gemeinsam Fussball.

Von Malaga segeln wir in einem Stück direkt weiter nach Gibraltar. Die Morgenstimmung am Tor zum Atlantik ist richtig mystisch! Auf der einen Seite scheint die Welt unterzugehen und auf der anderen Seite scheint die Sonne.
Nachdem wir eine Nacht in der Ocean Village Marina in Gibraltar verbracht und uns die englische Altstadt angesehen haben, wechseln wir am nächsten Tag in die Marina Alcaidesa in La Linea (spanische Seite Gibraltars), wo auch unsere Seglerfreunde von «Niente Scuse» hausen. Die Wettervorschau verspricht nichts Gutes... ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen zieht von Westen her über den Atlantik Richtung Gibraltar. Also verbringen wir auch hier weitere zwei Wochen und warten geduldig, bis sich ein gutes Wetterfenster auftut, um eine Woche am Stück nach Lanzarote zu segeln.
In der Zwischenzeit lernen wir viele neue, tolle Menschen kennen und versüssen uns die verregnete Zeit mit Kekse-Backen, Glühwein-Trinken, Fussball-Abenden usw. Es wird auch hier alles andere als langweilig. Den einzigen sonnigen Tag nutzen wir für eine Wanderung rund um den Rock von Gibraltar, wo wir Museen und Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen, eine wunderbare Aussicht auf die Umgebung geniessen und auf ganz viele Affen treffen.

  

 

Am Samstag, 17. Dezember ist es dann endlich soweit! HEUREKA «berührt» zum ersten Mal den «grossen Teich». Diese für uns erste lange Überfahrt auf dem Atlantik ist anspruchsvoller als erwartet. Die ersten beiden Tage Segeln und Motoren wir abwechslungsweise. Nachts wechseln wir uns alle drei Stunden für die Nachtwache ab. Da dieser Rhythmus für uns noch sehr ungewohnt ist, schlafen wir die ersten beiden Nächte kaum. Der Schlafmangel macht sich am dritten und vierten Tag bemerkbar und wir kommen mit unseren Kräften an den Anschlag. Diese beiden Tage segeln wir mit Hart-am-Wind-Kurs, was auf Dauer ebenfalls sehr anstrengend für den Körper wird. Sogar Federicos 40. Geburtstag verbringen wir am 21. Dezember auf See. Obwohl unsere Kräfte langsam zurück kehren, bleibt das grosse Fest aus. Dazu fehlt uns beiden noch die Motivation. Dafür funken uns diverse Boote aus dem letzten Hafen an und singen «Happy Birthday», worüber sich Federico mega freut! :-)

Am 23. Dezember um ca. 20h erreichen wir nach etwa 6.5 Tagen unser Ziel und laufen in der Rubicon Marina auf Lanzarote ein. Was für ein Gefühl – wir haben unsere erste gemeinsame, grosse Überfahrt mit einigen Höhen und Tiefen gemeistert! Wir sind müde aber glücklich schon so weit mit unserer HEUREKA gekommen zu sein. Die nächsten Tage gönnen wir uns etwas Ruhe und bereiten danach das Boot für die noch grössere Etappe vor – die Atlantiküberquerung! 

Jetzt ist es endlich soweit!


30. September 2022

Wo haben wir gesteckt?

Ende Juli haben wir spontan entschieden, uns eine kleine Bootsauszeit zu nehmen und für zwei Monate in die Schweiz zu fahren.
Bevor wir Ende Jahr den Atlantik überqueren, möchten wir nochmals etwas Zeit mit unserer Familie und unseren Freunden verbringen.
Am Samstag, 23. Juli besichtigen wir noch die schöne (und komplett überfüllte) Altstadt von Mykonos, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen, um abends unseren Flug nach Basel zu nehmen. Auch dieser hat wie erwartet Verspätung und so kommen wir kurz vor Mitternacht auf Schweizer Boden an und nehmen den Zug weiter nach Bern, wo Federicos Mama uns am Bahnhof abholt.

Nach ein paar gemütlichen Tagen in der Hauptstadt und einem Ausflug zum Oeschinensee mit Federicos Göttibueb machen wir uns auf den Weg nach Arosa und von dort aus mit dem Auto weiter nach Österreich. Nach den drei Wochen Charterurlaub freuen wir uns, wieder einmal ein paar Tage ganz alleine im Familienhaus von Jana’s Mama zu verbringen. Wir geniessen die gemeinsame Zeit mit gutem Essen, viel Sport/Wandern und Relaxen am See. Nach einer Woche reist Fee allerdings spontan ab, weil er die Möglichkeit hat, einen grösseren Auftrag zu fotografieren. Ich (Jana) bleibe noch eine Woche länger und freue mich auch wieder einmal etwas Me-Time zu haben. Neben Familienbesuchen, mache ich täglich Yoga und bringe mein Business weiter voran. J Zurück in der Schweiz, verbringe ich ganz viel Zeit bei meiner Schwester, meinem Schwager und meiner kleinen Nichte.

Nach 3.5 Wochen ist Federicos Fotoauftrag abgeschlossen und wir machen nun die schon lange im Voraus geplante «Heimeli» Wanderung. Zu meinem 30. Geburtstag habe ich von meiner Familie einen Gutschein erhalten, den wir jetzt endlich einlösen. Die Wanderung von Arosa über Medregen bis ins Heimeli ist wunderschön! Auch ein kurzer aber heftiger Regenguss verdirbt uns die Laune nicht. Im Gegenteil: genau als es zu regnen beginnt, suchen wir Zuflucht unter einem leeren Stall in Medregen. Da ruft uns ein Herr aus seinem bezaubernden Chalet zu und meint, wir sollen doch rein in die Wärme kommen für einen Kaffee. Gesagt, getan – die nächsten 1.5 Stunden verbringen wir am lauschigen Kamin bei Kaffee und Tee mit unserem neu gewonnenen Freund, Markus. :-)
Als der Regen stoppt, verabschieden wir uns und nehmen das letzte Stück bis zum Heimeli in Angriff. Am frühen Abend begrüsst uns nicht nur das freundliche Personal, sondern auch die Sonne lässt sich noch einmal sehen. Bei einem gemütlichen Apero geniessen wir die Abendstunden bevor wir unser Zimmer beziehen. Wir sind überrascht wie schön und liebevoll  oder eben «heimelig» alles hergerichtet ist und können dieses Ausflugsziel nur jedem wärmstens weiterempfehlen. Bitte unbedingt vorher anrufen, ob es noch Platz hat. Das Heimeli ist sehr gut besucht und oft lange im Voraus ausgebucht. Kein Wunder – nicht nur das Ambiente ist toll, sondern auch das Abendessen war absolute Spitzenklasse. Am nächsten Morgen wandern wir zurück nach Arosa und lassen den letzten Tag Revue passieren. Das war definitiv ein Highlight unseres Schweiz-Besuchs!

 


Noch in derselben Woche renovieren wir das Büro von Jana’s Mama innert drei Tagen komplett. Alte Regale werden abgebaut, eine Wand und der Teppichboden herausgerissen und alles fachgerecht entsorgt. Danach werden die Wände neu gestrichen und der Boden neu verlegt. Der Raum ist kaum wieder zu erkennen!
Und als zweites Highlight der Woche findet am Sonntagmorgen der Familienbrunch auf dem Weisshorn statt. Wie schön, wieder einmal alle zusammen an einem Tisch zu sein. Sogar Jana’s jüngere Schwester, Irina und ihr Freund Brian, die normalerweise in Chile wohnen, sind dabei! Fast ein Jahr ist es her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.

Am Dienstag, 13. September sind wir dann bereits wieder in Bern zum Kindergeburtstag von Fee’s Nichte, Cataleya.
Neben ganz vielen Kindern, gibt es auch viele verschiedene Kuchen und abends können wir uns kaum mehr bewegen, weil wir einfach nicht widerstehen konnten und praktisch jeden probieren mussten.
Am Samstag, 17. September steht schon der nächste Geburtstag vor der Tür – unsere Freundin Corinne feiert ihren 50. in Feldmeilen. Das vegane Buffet ist der Hammer und auch der Formel1 Rennsimulator ein riesen Spassfaktor!
Nach vielen weiteren Besuchen bei Freunden, nehmen wir Ende September schon wieder Abschied (wie immer mit einem weinenden und einem lachenden Auge) und fliegen zurück auf unsere HEUREKA nach Ibiza. Von da aus planen wir im Oktober und November der Küste von Spanien entlang bis auf die Kanaren zu segeln, wo wir unser zu Hause ready für die Atlantiküberquerung machen.

Ende Dezember wagen wir den Sprung über den grossen Teich!

 

31. Juli 2022

Abenteuer Griechenland

Bevor es mit unserem Glück wieder aufwärts geht, wischt uns das Universum nochmal eins aus. :-) In Catania am Flughafen nach einer langen Zugfahrt angekommen, wollen wir unser gebuchtes Gepäck und uns als Passagiere am Schalter für den Flug nach Rhodos einchecken. Wir erfahren von der ziemlich unfreundlichen Checkin-Dame, dass das bei Ryanair leider der Vergangenheit angehört und man nur noch bis max. 2 Stunden vor Abflug Online einchecken kann. Davon hören wir zum ersten Mal und sind deshalb etwas entrüstet. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, stellen wir fest, dass wir bereits 1 Stunde 55 Minuten vor Abflug haben und somit nicht mehr Online einchecken können. Was nun? In noch unfreundlicherem Ton erklärt uns die Dame, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als doch am Schalter einzuchecken und eine Strafgebühr zu bezahlen. Die zwei Minuten Aufwand, die für das Checkin nötig sind, kosten uns ganze 110 Euro! Ich würde sagen, dass ist mal wieder ein teurer «Lehrblätz». Selbstverständlich startet unser Flieger aber nicht pünktlich, sondern mit ca. drei Stunden Verspätung, die wir am Flughafen von Catania rumsitzen und mit Lesen verbringen.
Um Mitternacht angekommen in Rhodos, sind wir beide fast am verhungern. Sowieso schon viel zu spät, checken wir im Hotel ein, wo uns eine sehr freundliche Dame mit einem grossen Lächeln in Empfang nimmt. Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen. :-) Nachdem wir unser Gepäck abgeladen haben, machen wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Direkt ums Eck hat noch ein kleiner Grieche geöffnet, der uns zu später Stunde einen Gyros und eine Portion Pommes zubereitet. Noch dazu gibt er uns einen traditionellen griechischen Schnaps aus, damit wir auch ja gut schlafen. Mit vollen Bäuchen und froh darüber, so freundlich in Rhodos empfangen worden zu sein, geht’s ab ins Bett.

Am Samstag, 2. Juli startet das nächste Abenteuer! Nachmittags nehmen wir unseren gecharterten Catamaran entgegen. Wir stellen fest, dass die Griechen definitiv etwas anderes unter Sauberkeit verstehen als wir. Etwa eine halbe Stunde versuchen wir der Putzfrau klar zu machen, dass überall noch Staub und Dreck zu sehen ist und wir so unsere Gäste nicht empfangen möchten. Sie versteht uns allerdings beim besten Willen nicht und auch nach dem dritten Putzversuch sieht es immer noch gleich aus. Wir geben uns geschlagen und  legen selbst Hand an. Bevor die ersten Leute um 17h eintreffen, putzen wir alle Kojen so, dass wir zufrieden damit sind, beziehen die Betten und bereiten den Begrüssungsapero vor.
Aufgrund diverser Flugverspätungen treffen unsere Freunde ganz unterschiedlich ein und das gemütliche Zusammensein am ersten Abend findet leider nur so halbwegs statt. Am nächsten Morgen geht es allerdings schon voll los und alle packen mit an. Die Hälfte der Crew geht Einkaufen und die andere Hälfte macht das Boot ready zur Abfahrt. Gegen Mittag lassen wir die Leinen los und starten in eine Woche Catamaran-Segelurlaub.
Der abgeschwächte «Meltemi»  (Nordwind in Griechenland) bläst auch in Rhodos und so segeln wir ein schönes Stück bis zu unserem ersten Stopp in der wunderschönen Bucht «Nsis Seskl». Ganz alleine verbringen wir den Abend hier mit Baden, guten Gesprächen und dem ersten gemeinsamen Abendessen. Am Montag, 4. Juli steht nur ein kleiner Schlag nach Symi an. Bevor wir los segeln, erreicht uns die frohe Botschaft, dass eine Toilette nicht mehr abfliesst. Federico übernimmt diese im wortwörtlichen Sinne «scheiss» Aufgabe und versucht das Problem zu beheben. Nachdem wir aufgebrochen sind, stellen wir zudem fest, dass auch das Navigationsprogramm nicht funktioniert. Wir informieren ziemlich aufgebracht den Vercharterer und der meint nur, das kann halt mal passieren und wird schon wieder anspringen in den nächsten Tagen. Zum Glück hat Federico als Backup noch seine Navigation auf dem Handy. Am frühen Nachmittag legen wir dann an der Hafenmauer von Symi an und verbringen den restlichen Tag und eine Nacht hier. Der kleine, malerische Ort lädt zum Schlendern und Verweilen ein. Wunderschöne farbige Häuser, kleine Shops und gemütliche Restaurants bilden die Kulisse.

 

 

Die nächste Destination ist Chalki, eine kleine Insel südlich von Symi. Die Windverhältnisse am Dienstag, 5. Juli sind nun etwas stärker und als wir aus dem Schutz der Insel Symi in den «Kanal» von Rhodos gelangen, lassen die Wellen nicht lange auf sich warten. Zum ersten Mal liegt praktisch die ganze Crew, bis auf Captain, Co-Skipper und Jessi flach. So schnell kann’s gehen und die Pläne werden geändert. Wir entscheiden abzudrehen und mit den Wellen und dem Wind von achtern Richtung Norden von Rhodos zurück zu segeln. Da werfen wir am frühen Abend unseren Anker ganz in der Nähe des Hafens, wo wir den Catamaran in Beschlag genommen haben. Na gut, wenn nichts aus Chalki wird, dann segeln wir am Mittwoch, 6. Juli eben weiter nach Lindos in den Osten von Rhodos. Kaum losgesegelt, gibt es schon wieder Probleme – diesmal gleich zwei Toiletten, die nicht mehr abfliessen. Erneut rufen wir den Vercharterer an und bitten ihn, jemanden nach Lindos zu schicken, um das Problem zu beheben. Leider treffen wir auf wenig Verständnis und werden nur angeschnautzt, wieso wir nicht zurück in den Hafen gekommen seien, wenn wir ja sowieso in der Gegend waren. Na weil die Toiletten ja in der Zwischenzeit wieder funktioniert haben... auch diesmal behebt Federico das Problem provisorisch.
Nach ca. drei wunderbaren Segelstunden und einem kurzen Delfinbesuch, erreichen wir am frühen Nachmittag Lindos und ankern direkt vor der wunderschönen Stadtkulisse. Wir springen als erstes ins Wasser, gehen Schwimmen und Schnorcheln und gegen Abend machen wir uns hübsch, um auszugehen und das Geburtstagskind «Ananta» zu feiern. Er entscheidet sich für ein veganes Burger Restaurant mit atemberaubender Aussicht über die Bucht. Danach erkunden wir die vielen kleinen Gassen und lassen den Abend auf dem Boot ausklingen. Auch die Burg von Lindos steht am Donnerstag, 7. Juli noch auf dem Sightseeing Programm. Allerdings stellen wir fest, dass bereits frühmorgens eine riesen Schlange von Menschen ansteht und deshalb werden die Pläne kurzerhand geändert und es geht nochmals ins Städtchen zum Shoppen und Mittagessen. Da wir bereits am Freitagabend wieder zurück in der Mandraki Marina in Rhodos sein müssen, brechen wir am Nachmittag auf in die nächste Bucht weiter nördlich nach «Ladik». Umgeben von hohen Felswänden und glasklarem, spiegelglattem Wasser verbringen wir die Nacht hier ganz alleine. Wie erwartet treffen am Freitagmorgen allerdings viele kleine und grosse Touristenboote ein – für uns das Zeichen, um weiterzuziehen und uns zurück auf den Weg in den Hafen zu machen.
Den letzten Abend in Rhodos geniessen wir bei einem leckeren gemeinsamen Abendessen in einer kleinen griechischen Taverna. Und dann geht es auch schon Schlag auf Schlag weiter – Samstagmorgen alle lieben Leute verabschieden, Boot übergeben, Flug nach Mykonos und Entgegennahme des neuen Catamarans.

Am Sonntag, 10. Juli und Montag, 11. Juli bereiten wir gemeinsam mit Thomas (Jana’s Schwager) das Boot für den Empfang der Kitesurfer vor. Putzen, Betten anziehen, Einkaufen, Routenplanung usw. stehen auf dem Programm. Am Dienstagvormittag geht es dann zum ersten Mal raus aus dem Hafen und einmal ums Eck in die «Ormos Ornos» Bucht, wo wir die Kitesurfer ab Mittag in Empfang nehmen möchten. Wir sind wenig überrascht als wir die vielen Boote vor Anker sehen und nach knapp 45min Ankerplatzsuche, entscheiden wir kurzerhand unser Glück in der Bucht «Platis Gialos» nebenan zu versuchen. Auch dieser Ankerplatz ist nicht ideal, da die weniger tiefen Stellen bereits von anderen Booten besetzt sind. Wir ankern deshalb vorübergehend auf ca. 10 Meter und warten bis sich die genannten Boote vom Acker machen und wir Umankern können. Langsam aber sicher treffen die ersten Leute ein und wir sind etwas überrascht vom vielen Gepäck, das diese dabei haben. Damit haben wir definitiv nicht gerechnet und wir fragen uns, wo wir das alles verstauen sollen für die nächsten 10 Tage. Glücklicherweise finden wir noch einen grossen Stauraum in der Ankerkiste, wo wir praktisch alle Surfbretter reinkriegen. Die Schirme behält jeder in seiner eigenen Koje und die Trapeze finden ihren Platz an einer Cockpitstange.

 

 
Am Mittwoch, 13. Juli geht dann auch schon das nächste Abenteuer offiziell los und wir segeln von Mykonos nach Paros – eine ziemlich wellige Angelegenheit und die ersten Gäste werden bereits Seekrank. In der Bucht «Naousa» liegen wir zwei Nächte vor Anker. Es wird wie wild gekitet, gemeinsam gekocht, gegessen und gequatscht, was das Zeug hält. Weiter geht’s nach Antiparos, wo wir ebenfalls zwei Nächte vor Anker liegen und die Kitesurfer ganz für sich alleine sind und dieses kleine, noch fast unbekannte Paradies geniessen. Als wir am zweiten Abend mit dem Dinghy an Land zum Abendessen möchten, funktioniert der Aussenborder (Motor vom Dinghy) nicht mehr. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie die Bäuche knurren, nach so viel Wassersport. Deshalb entscheiden wir auch diesen Abend auf dem Boot zu kochen und spontan entsteht sogar eine wilde Partynacht. :-) Um Mitternacht bemerken wir, dass der Wind zum ersten Mal etwas abgenommen hat (vorher konstant 25kn plus) und kurzerhand machen wir uns auf den Weg zurück nach Paros, wo am nächsten Tag unser Motor geflickt werden soll. Weil das anscheinend gar nicht so einfach ist und nach drei Reparaturversuchen noch immer nicht klappt, informiert uns der Vercharterer, dass wir am darauffolgenden Tag einen neuen Aussenborder bekommen. Für die Kitesurfer ist das nicht weiter schlimm, da sie von Paros mit dem Bus direkt zum Ponda Beach fahren und auch dort kiten können – leider aber mit ca. 200 weiteren Menschen und nicht nur in der Gruppe wie zuvor. Der Stopp lohnt sich jedoch allemal, da Paros ein richtig hübsches Städtchen mit vielen tollen Restaurants, Bars und Shops zu bieten hat. Es wird also auch hier nicht langweilig. Trotzdem sind alle froh, als wir am Montag, 18. Juli wieder aus dem Hafen auslaufen und in die nächste Bucht zum Kiten können. Am Mittwoch 20. Juli müssen wir uns nämlich bereits auf die Rückreise nach Mykonos machen. Wie erwartet bei viel Wind und Wellen gegenan. Die ganzen zehn Tage war der Wind konstant über 25kn stark, teilweise auch bis zu 45kn – für fortgeschrittene Kiter toll, zum Segeln anspruchsvoll und teilweise mühsam. Die Überfahrt zurück nach Mykonos war also geprägt von Wellen, die über den Catamaran und die Crew hinweg fegten, wenig Essen und Motorenlärm, der einem nach mehreren Stunden gehörig auf den Wecker geht. Abends sind wir deshalb alle froh, den Anker am bereits bekannten Ankerplatz zu werfen, Abend zu essen und in Ruhe Schlafen zu können.
Und schon sind auch diese zwei Wochen vorbei und am Donnerstag, 21. Juli reisen unsere neu gewonnenen Freunde wieder ab. Wir geben am Wochenende den Catamaran zurück und geniessen den letzten Abend in Mykonos bei einem romantischen Abendessen zu zweit inkl. Sonnenuntergang.

Diese beiden Trips waren für uns eine wertvolle neue Erfahrung! Wir haben gelernt, mit noch mehr Menschen auf engstem Raum zu leben und diese zu beherbergen, die Verantwortung für ein fremdes Boot zu übernehmen und uns bei viel Wind und in einem unbekannten Segelrevier zurechtzufinden. Und das Wichtigste, wir konnten unseren lieben Gästen ein einzigartiges Urlaubserlebnis ermöglichen und sie mit vielen schönen Erinnerungen und einem Lächeln im Gesicht verabschieden.

Das waren bestimmt nicht die letzten Charter-Urlaube, die wir durchführen.

 

03. Juli 2022

Und wiederum scheitern unsere Pläne

Nach der Odyssee in Malta sind wir einen ganzen Monat im Rückstand mit unserem geplanten Programm für diesen Frühling. Ursprünglich wollten wir die Aeolischen Inseln mit Jana’s Mama besegeln, woraus dann leider ein Werft-Urlaub wurde. Nichtsdestotrotz hatten wir eine schöne gemeinsame Zeit, die am 8. Juni bereits wieder endete. Frühmorgens verabschieden wir «Maegi» in der Bucht «Rinella Bay» und hissen unmittelbar danach die Segel, um von Malta zurück nach Sizilien, genauer genommen nach Syracusa, zu segeln. Da wir bereits am 23. Juni in Cagliari sein sollen, um unsere Freundin «Hikmete» in Empfang zu nehmen, bleibt uns keine Verschnaufpause und wir möchten direkt weiter durch die Strasse von Messina, über Palermo nach San Vito lo Capo und von da aus in den Süden Sardiniens segeln.

Spät nachts kommen wir am 8. Juni nach einer 17-stündigen Überfahrt in Syracusa an, wo wir bei Dunkelheit den Anker werfen und direkt in einen tiefen Schlaf versinken. Am nächsten Mittag nimmt uns unser Freund «Umberto» auf seinem Catamaran «Mr. Magù» in Empfang und wie könnte es anders sein, zum freudigen Wiedersehen gibt es eine leckere Pasta à la Bottarga. ;-) Da wir nicht zu lange in Syracusa verweilen möchten, informieren wir uns noch am selben Tag über die Windverhältnisse und Strömung in der Strasse von Messina. Diese sehen nicht sonderlich gut aus und auch um nach Taormina zu kommen, ist das Wetter nicht ideal. Deshalb beschliessen wir solange hier vor Anker zu bleiben, bis der Wind uns in die richtige Richtung mit in den Norden trägt. Wie der Zufall es so will, fliegt genau in diesen Tagen unser Freund «Kerem», der sich ein Boot ansehen möchte, von der Schweiz nach Sizilien und wir beherbergen ihn natürlich gerne auf unserer HEUREKA. Auch wenn nur für eine Nacht, weil wir bereits am Montag, 13. Juni weiter nach Taormina segeln möchten. Wie immer bei längeren Tagesschlägen, brechen wir früh morgens auf. Heute wird das allerdings nichts... und zwar lässt sich unser Anker nicht lichten, wie wir es gewohnt sind. Es dauert nicht lange und wir erkennen das Problem – ein Baum der in der Ankerkette verheddert ist! Das gibt’s doch nicht! So etwas haben wir in unserer «Seglerkarriere» noch nie gesehen, geschweige denn davon gehört. Aber wie könnte es anders sein – das Glück war in den letzten Wochen ja bekanntlich nur wenig auf unserer Seite. Naja, rumheulen bringt nichts und wir machen uns an die Arbeit. Ziehen die Ankerkette gefühlte 100x hoch und lassen sie wieder runter, drehen dazwischen den Baum in der Kette, sägen einige Äste des Baums ab und so weiter und so fort. Dabei schlittert unser Anker immer mehr und wir treiben auf ein anderes Boot und Richtung Land zu. Zum Glück ist die Bucht gross genug und nach etwa 4 Stunden schaffen wir es die Ankerkette vom Baum zu befreien – gerade noch bevor wir zu nah ans Land getrieben sind. Da nun bereits schon wieder Mittag ist und wir nach dieser «kleinen» Aktion etwas ausser Atem sind, beschliessen wir die Abfahrt auf den nächsten Tag zu verschieben. Gesagt, getan – am Dienstag, 14. Juni brechen wir nach Taormina auf und Gott sei Dank, diesmal ohne Baum in der Ankerkette. Leider ist der Wind nun schon nicht mehr auf unserer Seite und so müssen wir praktisch die ganze Strecke motoren. In Taormina angekommen werfen wir den Anker in der Nähe der Anlegebojen, wo das Boot sehr gut geschützt ist. Wie könnte es anders sein, keine 10 Minuten später werden wir auch schon wieder vertrieben vom Bojenfeldbesitzer. Es sei nicht erlaubt in diesem Gebiet zu ankern. Unsere Seekarte sagt uns etwas anderes und uns ist klar, dass er vor allem seine Bojenplätze verkaufen möchte und deshalb die Segelboote nur weiter draussen ankern lässt. Da wir niemanden verärgern möchten, fügen wir uns und ankern nochmals um. 


 

Um durch die Strasse von Messina zu kommen, müssen nicht nur die Windverhältnisse, sondern auch die Strömung stimmen. Teilweise gibt es hier bis zu 5 Knoten Strömung und der Wind bläst nicht selten bis zu 30 Knoten. Bei solchen Bedingungen würden wir mit unserer HEUREKA also nicht vom Fleck kommen. Am Donnerstag, 16. Juni sieht es gemäss Wetter-Apps nicht schlecht aus und wir versuchen unser Glück. Es sollten lediglich ca. 15kn Nordwind gegen uns sein, die Strömung allerdings ist für uns. Nach etwa zwei Stunden sieht die Situation allerdings komplett anders aus und wir haben die bereits erwähnten 30kn Wind auf der Nase. «What the... » denken wir uns... was soll das jetzt schon wieder? Langsam aber sicher lässt uns das Gefühl nicht los, dass wir vielleicht nicht bis nach Sardinien segeln sollten. Nach ca. 2 weiteren Stunden im Kampf gegen den Wind und so gut wie keiner Distanz, die wir zurück legen, entscheiden wir uns abzudrehen und zurück zum Ankerplatz in Taormina zu segeln. Immerhin geht das nun richtig flott mit 30kn Wind im Rücken. Vor Anker angekommen machen wir uns ernsthaft Gedanken, wie es die nächsten zwei Wochen weitergehen soll. Wollen wir es wirklich riskieren im Eiltempo nach Sardinien zu kommen (das hat ja bereits letztes Jahr ganz gut geklappt – NOT)? Oder ändern wir unsere Pläne erneut und bleiben bis Ende Juni in Sizilien? Das würde bedeuten, dass erneut diverse Flüge umgebucht werden müssen – diesmal nicht nur drei, sondern fünf Flüge! Roberto, Danielle & Hikmete müssten statt nach Cagliari neu nach Catania fliegen und Federico und Jana statt von Cagliari nach Rhodos, neu von Catania nach Rhodos. Lohnt sich das wirklich?

Kurzerhand telefonieren wir mit Roberto & Danielle und besprechen die Lage. Wir sind froh, dass sie Verständnis für unsere Situation haben und ein weiteres Mal so flexibel sind und ihre Reisepläne an uns anpassen. Schliesslich macht es keinen Sinn aufgrund von Stress unser Boot oder im schlimmsten Fall unser Leben zu riskieren. Eine mehrtägige Überfahrt muss gut geplant sein und das Wetter muss stimmen. Sobald man unter Zeitdruck gerät, neigt man dazu ein Auge zuzudrücken und auch bei unsicheren Wetterverhältnissen eine Überfahrt zu wagen. Das haben wir letztes Jahr bereits erlebt als wir von den Aeolischen Inseln in den Süden Sardiniens segelten. Die Folge davon waren ca. 5 Meter hohe Wellen und bis zu 37kn Wind und das stundenlang. So etwas möchten wir nicht unbedingt ein zweites Mal erleben.

Nach dem Telefonat sind wir erleichtert und können zum ersten Mal Durchatmen und wieder klar denken. Wie geht es nun weiter? Die nächsten Tage sehen ganz schlecht aus, um durch die Strasse von Messina zu kommen. Frühestens am Montag, 20. Juni wird es ein weiteres mögliches Fenster geben. Deshalb beschliessen wir kurzerhand unsere Freunde und Familie in der Schweiz und in Deutschland zu überraschen. Federico macht sich auf die Reise nach Bern an die Hochzeit von seiner Cousine. Und Jana nimmt den nächsten Flieger nach München, um ihre lieben Lifeplus-Teamkollegen und viele tolle Menschen am «Wellbeing Festival» zu treffen. Unsere HEUREKA wartet in der Zwischenzeit am Bojenfeld  (da hatte der Besitzer auf einmal Freude an uns) mit Blick auf den Etna bis wir wieder zurück sind. So hatten die ganzen Verzögerungen und die erneute Planänderung also doch noch etwas Gutes! :-)

Zurück auf dem Boot, segeln wir am 22. Juni durch die Strasse von Messina, weiter nach Milazzo und nehmen dort am 23. Juni «Hikmete» in Empfang. Wir überraschen sie mit einem Sonnenuntergangsapero auf dem Deck und geniessen den ersten gemeinsamen Abend vor Anker. Statt den Süden Sardiniens dürfen wir nun gemeinsam die Aeolischen Inseln im Norden Siziliens besegeln. Was für eine wunderbare Gegend mit vielen einsamen Buchten, glasklarem Wasser und sehr hübschen, kleinen Orten! Innerhalb einer Woche segeln wir von Lipari weiter nach Panarea, nach Stromboli und zurück nach Vulcano, wo wir den letzten Abend in einem kleinen Familienrestaurant bei frischem Fisch und mit einem deliziösen Hauswein ausklingen lassen. Was braucht man mehr?! :-) Bereits am 29. Juni verabschieden wir Hikmete auch schon wieder in Milazzo. Am 30. Juni wird das Boot geputzt und für die Übergabe an Roberto & Danielle bereit gemacht. Am 1. Juli geht es für uns bereits weiter nach Griechenland, wo wir drei Wochen auf eine etwas andere Art verbringen bevor wir im August auf unsere HEUREKA zurück kehren.

Mehr dazu im nächsten Blogartikel.

 

06. Juni 2022 

Odyssee in Malta

Aus geplanten 4-5 Tagen Werft werden 4 Wochen! Einmal mehr dürfen wir lernen, dass es keinen Sinn macht Pläne zu schmieden und man nie weiss, wie es kommt – insbesondere, wenn man von Anderen abhängig ist.

Am Freitag, 13. Mai heben wir unsere HEUREKA zum ersten Mal seit bald zwei Jahren aus dem Wasser, um das Antifouling (Unterwasseranstrich) neu zu malen. Wir gehen davon aus, dass wir diese Arbeit in zwei Tagen am Samstag und Sonntag erledigen, danach noch einige Stellen am Rumpf ausbessern (1-2 Tage Aufwand) und somit spätestens am Dienstag oder Mittwoch wieder im Wasser sind, um zurück nach Sizilien zu segeln und die Aeolischen Inseln zu erkunden. Dem ist leider nicht so! Und zwar stellen wir mit bedauern fest, dass in unserer Schraube noch ein Stück Leine festhängt. Als wir dieses entfernen, kommt zum Vorschein, dass das Wellenlager beschädigt ist, was bedeutet, dass dieses komplett ausgetauscht werden muss. Und da fängt es schon an mit der Abhängigkeit von Anderen. Am Dienstag, 17. Mai bestellen wir das Ersatzteil, welches am Freitag, 20. Mai ankommen sollte. Da wir nun sowieso nicht zurück ins Wasser können bevor dieses Problem gelöst ist, machen wir uns Gedanken darüber, wie wir die Zeit in der Werft sinnvoll nutzen können. Unser Rumpf gibt uns schon seit Längerem zu denken, weil die Farbe über dem Aluminium an immer mehr Stellen anfängt Blasen zu bilden und teilweise sogar schon abblättert. Sollen wir die betroffenen Stellen einfach «nur» abschleifen, neu grundieren und mit etwas Farbe ausbessern? Oder macht es Sinn, den kompletten Rumpf zu überholen – ihn entweder Sand zu strahlen (somit wäre der Rumpf danach nur noch roh Aluminium) oder neu zu lackieren? Eine Neulackierung würde bedeuten, nicht nur die betroffenen Stellen zu behandeln, sondern auch den kompletten Rumpf leicht anzuschleifen, neu zu grundieren und zwei Schichten Farbe aufzutragen. Gemäss Absprache mit der Werft könnten wir die drei Schichten Mittwoch, Donnerstag, Freitag von den Profis streichen lassen und somit wären wir am Samstag, 21. Mai wieder im Wasser – vorausgesetzt das Teil für die Welle wird pünktlich geliefert.

Nach langem Hin und Her und Abklärungen mit dem Architekten unseres Bootes, entscheiden wir uns gegen das Sandstrahlen und für die «fast» Neulackierung des gesamten Rumpfs. Schliesslich bauen wir ja nicht von Grund auf alles neu auf, jedoch ist es trotzdem ein sauberes Ergebnis und nicht nur eine Flickarbeit, mit der wir im Nachhinein vermutlich unglücklich wären.

 

 

Am Dienstag, 17. Mai kommt also gleich der Farbpartner vorbei, um die Farbe unseres Rumpfs aufzunehmen, damit diese korrekt gemischt werden kann. Er verspricht uns, dass die Farbe am nächsten Tag geliefert wird. Leider ist dem nicht so und wir warten ganze 5 Tage auf die Farbe! Somit wird unser Plan erneut über den Haufen geworfen. Aber schön, dass wir den ganzen Dienstag geschliffen haben, wie die «Hohlen», alles vom Heck abmontierten (Badeplattform, Davids, Selbststeueranlage usw.) und alle Aluminiumstellen neu grundiert haben, um ready für die Maler zu sein ...

Erst am Montag, 23. Mai wird der erste Anstrich, die Grundierung, durch einen Werftmitarbeiter angebracht. Allerdings mit einem Ergebnis, das uns alles andere als zufrieden stellt. Nach dem Anstrich sind auf dem ganzen Boot «Furchen» und Überlappungen zu sehen, die extrem unschön aussehen und worauf wir keinesfalls mit der Farbe aufbauen wollen. Wir machen die Verantwortlichen darauf aufmerksam, woraufhin der Rumpf am Dienstag, 24. Mai nochmals abgeschliffen wird – diesmal durch einen Werftmitarbeiter. Nachdem wir drei Stunden zugeschaut haben und bemerkten, dass diese Schleifarbeit zu Nichts führt, nehmen wir das Zepter selbst in die Hand. Wir besorgen uns zwei Schleifmaschinen und versuchen zu retten, was noch zu retten ist! Nach 4.5 Stunden Arbeit, ist der Rumpf wieder glatt wie ein Babypopo. Jetzt noch einmal alles runterwaschen und entstauben, damit die Grundierung nochmals neu angebracht werden kann. Am Mittwoch, 25. Mai legt der Malermeister höchst persönlich Hand an und wir sind zum ersten Mal glücklich über das Resultat. Jetzt sollte nichts mehr schief gehen können – Donnerstag die erste Farbschicht, Freitag die zweite Farbschicht, Samstag soll der Rumpf trocknen und am Montag, 30. Mai wollen wir wieder ins Wasser.

Das wird auch höchste Zeit, denn am Dienstag, 31. Mai kommt Jana’s Mama «Maegi» zu Besuch aufs Boot. Ursprünglich wäre der Flug nach Palermo geplant gewesen, sodass wir direkt gemeinsam die Aeolischen Inseln besegeln können. Da unsere Pläne allerdings bereits mehrmals durchkreuzt wurden, muss der Hinflug wohl oder übel nach Malta umgebucht werden. Und nicht nur das – auch Danielle und Roberto müssen ihren Flug von Palermo in die Schweiz umbuchen und neu ab Malta zurück nach Hause fliegen!

Da war doch noch etwas – was ist den eigentlich mit dem Ersatzteil für die Welle? Zu unserer Freude wurde dieses pünktlich am Freitag, 20. Mai geliefert. Allerdings haben Federico und Roberto nach einem ganzen Tag Aufwand und einem riesen «Murcks» am Samstagabend feststellen müssen, dass das falsche Teil geliefert wurde. Es ist ca. 0.2mm zu gross und unmöglich, das ganze Lager in das Stevenrohr zu kriegen. Das zeigt sich auch an unserer Welle, die sich kaum mehr drehen lässt, seit das neue Teil «reingemurckst» wurde. Wohl oder übel müssen wir nochmals bestellen und es mit der etwas kleineren Version versuchen. Am Donnerstag, 26. Mai kommt das zweite Ersatzteil und wir versuchen unser Glück aufs Neue. Endlich klappt es und das Wellenlager passt haargenau. 

In der Zwischenzeit, weil es ja nie langweilig wird auf einem Boot, wartet Roberto den Dinghy Motor, die Schraube wird abgeschliffen und neu gestrichen, wir bringen neue Ankermarkierungen an und putzen die komplette Ankerkiste, der Niedergang wird mit Holz verschönert und zwischendurch treffen wir zur Abwechslung Freunde aus dem Winterhafen, die ebenfalls hier in der Werft festsitzen. :-)

 

 

Man könnte meinen, dass dem Einwassern am Montagabend, 30. Mai nichts mehr im Wege steht. Falsch gedacht! Die erste Farbschicht, die am Donnerstag, 26.5. aufgetragen wurde, ist komplett in die Hose gegangen. Der Rumpf ist voller Luftblasen und fühlt sich mehr wie ein Peeling an als eine glatte Oberfläche, wo Wasser und Dreck abperlen. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als den kompletten Rumpf nochmals leicht anzuschleifen, um die Luftblasen wegzukriegen. Gesagt, getan – es wird abends nochmals geschliffen, was das Zeug hält, damit am Freitag, 27.5. die zweite Farbschicht aufgetragen werden kann. Auch diese sieht nicht besser aus als die erste Schicht und langsam aber sicher zweifeln wir daran, ob wir es wirklich mit Profis hier in der Werft zu tun haben und ob uns die richtige Farbe verkauft wurde. Wir fangen an zu recherchieren, holen Zweit- und Drittmeinungen ein und müssen zu unserem grossen Erstaunen feststellen, dass die gelieferte Farbe ausschliesslich zum Spritzen, nicht aber zum Rollen verwendet werden kann. Zufälligerweise ist unser Bootsnachbar «Kenneth» ebenfalls ein Farblieferant und spricht uns darauf an, was wir hier eigentlich seit Tagen machen. Wir klagen ihm unser Leid und nachdem er einen Blick auf den Farbkessel geworfen hat, bestätigt auch er unsere Vermutung. Der Worst-Case ist somit eingetroffen und wir wissen genau, was uns jetzt blüht. Wir kommen definitiv nicht am Montag zurück ins Wasser und es führt kein Weg daran vorbei, dass die ganze Arbeit nochmals von Grund auf neu gemacht werden muss. Diesmal aber nicht von den «Profis», sondern von uns selbst. Schliesslich trägt niemand einem Boot so viel Sorge, wie die Eigner selbst.

Die Werft-Mitarbeiter versuchen uns davon zu überzeugen, dass das Resultat gut so ist, wie es ist und dass wir auf keinen Fall alleine Hand anlegen sollen. Es wird auch nicht zugegeben, dass offensichtlich die falsche Farbe verwendet worden ist und damit gar kein gutes Endresultat hätte entstehen können.

Von Samstag, 28.5. bis Montag, 30.5. schleifen wir nochmals den kompletten Rumpf so weit runter, bis wir mit der neuen Farbe wieder sauber aufbauen können. Schon nach der ersten neuen Farbschicht am Dienstag, 31.5. sehen wir, dass das Resultat definitiv besser wird als zuvor. Die Farbe fliesst innert kurzer Zeit ineinander und wird zu einer homogenen, glatten Fläche. Es sind keine Luftblasen zu sehen und wir müssen nicht mehr zwischen den Schichten schleifen. Am Mittwoch, 1.6. nach der zweiten Schicht sind wir überglücklich über das Ergebnis und die tolle Arbeit, die wir geleistet haben. Unsere HEUREKA erstrahlt endlich in neuem Glanz! :-) Gott sei Dank, haben wir Kenneth kennen gelernt, der uns die richtige Farbe geliefert und uns bei allen Fragen  und wo er nur konnte, unterstützt hat – da haben wir nochmal «Schwein» gehabt. Nichtsdestotrotz verbringt Jana’s Mama nun eine Woche Abenteuer-Ferien in der Werft. Denn der Rumpf muss mindestens noch 4 Tage trocknen und es müssen alle Durchlässe, die Badeplattform, Badeleiter, Davids, Hydrovane usw. wieder angebracht werden. Nochmal ziemlich viel Arbeit und das bei «nur» 40° Grad im Schatten und umgeben von Betonmauern – ihr könnt euch vorstellen, wie der Schweiss gelaufen ist. 

Am Montag, 6. Juni frühmorgens geht es dann endlich zurück ins Wasser. Obwohl uns diese fast vier Wochen nicht nur viele Nerven, sondern auch viel Geld gekostet haben, sind wir trotzdem froh, den ganzen Aufwand auf uns genommen und unsere HEUREKA wieder «rausgeputzt» zu haben für die nächsten Monate (oder hoffentlich Jahre).

Unser grösstes Learning:
Lass niemals jemand anderen etwas an deinem Boot machen, wenn du es dir selber aneignen kannst.

 

30.. April 2022 

Mein erster Triathlon - «Trinacria Half» (Half Iron Distanz)

5 Wochen Training für einen Half Iron Man, reicht das? Da ich noch nie auch nur einen „normalen“ Triathlon absolviert hatte, war ich mir anfangs nicht so sicher. Trotzdem wollte ich es versuchen und startete am 14. März 2022 mit dem Training in Marina di Ragusa, wo wir mit HEUREKA im Winterhafen stationiert sind.

Zusammen mit James, einem ehemaligen Triathleten und Freund aus dem Hafen, beginne ich den Trainingsplan zu schreiben.
Die erste Woche dient zum Eingewöhnen und ich lasse es noch langsam angehen. Am Montag starte ich mit einem 10 km Lauf, den ich ohne Probleme hinter mich bringe. Schliesslich laufe ich seit Jahren mehrmals wöchentlich solche Distanzen und bin schon daran gewöhnt. Am Dienstag wird es dann schon intensiver mit 30 km Fahrradfahren und gleich darauf 6 km Laufen.
Dazu muss ich vielleicht noch erwähnen, dass ich noch nie Rennrad gefahren bin, geschweige denn mit Klickpedalen. Als ich das gebrauchte Rennrad im Dezember 2021 in Sizilien gekauft hatte, musste ich zuerst einmal lernen auf das Rad aufzusteigen, ein Schuh nach dem anderen ein- und auszuklicken und das ohne dabei umzufallen. Gar nicht so einfach – bei der kleinsten Ablenkung durch Menschen oder Hunde auf dem Steg, bin ich einige Male umgefallen und habe den einen oder anderen blauen Fleck davon getragen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie frustriert ich war und wie gross meine Zweifel, diesen Half Iron Man zu bewältigen.

Zurück zum zweiten Trainingstag – auch der war etwas frustrierend oder milde gesagt, anstrengend – und zwar geht die Radrunde, die ich auch beim Rennen abfahren werde (allerdings nicht nur 1x, sondern 4x), erstmals ca. 45 min Bergauf. Nach etwa 35 min schmerzen bereits mein Hintern und meine Hände, mein rechtes Fussgelenk spüre ich nach ca. 50 min und der rechte Fuss schläft ein. Nach den 1.5 Stunden Radfahren ziehe ich mich ruckzuck um und los geht’s mit dem Laufen. Ziemlich ungewohnt direkt vom Fahrrad auf die Beine – dementsprechend schwer fühle ich mich. Zu meinem Erstaunen legt sich die Schwere in den Beinen nach wenigen Minuten und der 6 km Lauf versüsst mir meinen zweiten Trainingstag.
Aufgrund des starken Winds in der zweiten Wochenhälfte ist es mir leider nicht möglich mit dem Schwimmtraining im Meer zu beginnen. Böse bin ich deswegen jedoch nicht, da das Meer noch immer A****-kalt ist. Dafür leidet mein Hintern weiter beim Fahrradfahren und mein Beinumfang wächst von Tag zu Tag. Haha
Zusammengefasst trainiere ich in der ersten Trainingswoche ca. 1-2 h täglich mit einem Tag Pause.

Die zweite Woche wird bereits intensiver mit 2-3 h Training pro Tag. Es bleibt nicht mehr nur bei einer Radrunde, sondern jeweils 2 Radrunden plus 5 – 10 km Laufen danach. In dieser Woche hab ich auch zum ersten Mal das Vergnügen, als der Wind und die Wellen etwas abklingen, und gehe im Meer «Baden». Schwimmen kann man das noch nicht nennen, da ich bereits nach 10 min völlig fertig und durchgefroren aus dem Wasser flüchte. Die Strömung war intensiver als vom Strand aus zu beobachten und gefühlt bin ich nicht vom Fleck gekommen. Mein viel zu dicker Surfneopren hat auch nicht zum Erfolg beigetragen – darin konnte ich mich kaum bewegen. Und noch dazu fühlte ich mich so richtig unwohl alleine im Meer, sodass ich noch nicht einmal meinen Kopf unter Wasser bringen wollte. Auf diese Erfahrung folgt das nächste mentale Down und ich stelle erneut in Frage, ob ich es jemals schaffen werde für ca. 1 h in diesem kalten Wasser ganze 1.9 km zu schwimmen. Aber das Universum gab mir ein Zeichen, dass ich weiter machen sollte. Am gleichen Nachmittag treffe ich unsere Freunde Funda & Burim und erzähle ihnen von meiner «Niederlage» und dass ich jetzt auch noch einen anderen Neopren kaufen sollte usw. Wie es der Zufall so will, haben die beiden sogar zwei dünne Shorty-Neoprens und ich kann mir einen davon für die nächsten Wochen ausleihen – Tausend Dank dafür! Es wird zwar definitiv noch kälter im Wasser aber dafür kann ich mich jetzt bewegen. :-)

Dritte Trainingswoche = 3 Runden auf dem Fahrrad und ca. 3h Training pro Tag. Es wird nicht weniger intensiv, doch ich merke dass mein Körper immer stärker wird und sich vor allem mein Kopf nicht mehr so stark mit negativen Gedanken quält. Das Laufen läuft wie am Schnürchen und beim Schwimmen schaffe ich es schon 28 min im Wasser zu bleiben. Zwar immer noch mit Kopf über Wasser und komplett durchgefroren nach dieser knappen halben Stunde aber immerhin! Zum Glück hab ich ja meine Mama, die super Schwimmerin, die mich leider nicht vor Ort coachen kann aber mich übers Telefon motiviert und mir den wertvollen Tipp gibt, mir eine Badekappe zuzulegen. Gesagt, getan – das nächste Schwimmtraining findet mit Badekappe statt und siehe da, der Kopf ist zum ersten Mal unter Wasser. Ein kleines Erfolgserlebnis für mich! Zum Schwimmen generell möchte ich noch erwähnen, dass ich mich entschieden habe, in dieser kurzen Zeit nicht Kraulen zu lernen und beim Brustschwimmen zu bleiben. Bisher bin ich im Hallenbad sehr gut damit durchgekommen und hoffe, auch im Meer mit besseren Bedingungen irgendwann schneller zu werden. Dieser Wind und die Wellen machten mir bis jetzt allerdings einen Strich durch die Rechnung.

Das nächste mentale Down lässt nicht lange auf sich warten. Mein Coach James macht mich darauf aufmerksam, dass es sogenannte „Cut off Times“ beim Triathlon gibt. Das bedeutet, dass jede Disziplin in einer bestimmten Zeit absolviert werden muss. Dass ich total fürs Schwimmen (1.9 km), Radfahren (90 km) und Laufen (21.1 km) 7.5 Stunden zur Verfügung hatte, das wusste ich. Allerdings musste ich nun abklären, wie viel Zeit ich effektiv fürs Schwimmen und Radfahren inkl. Transition-Zeit (Wechsel von einer Disziplin zur nächsten) aufbringen darf. Als mich die Antwort per Email erreichte, war ich erneut ziemlich deprimiert und meine Zweifel wuchsen. Fürs Schwimmen inkl. Wechsel zum Radfahren hatte ich lediglich eine Stunde zur Verfügung. Die 4 Runden auf dem Fahrrad (90 km) musste ich in total 4 Stunden zurücklegen und die restliche Zeit geht fürs Laufen drauf.
Als ich in dieser vierten Trainingswoche 4 Runden auf dem Rad machte und dafür ca. 4 h und 15 min benötigte, könnt ihr euch vorstellen wie ich mich fühlte. Federico versuchte mich aufzuraffen und zu motivieren, meinte dass ich beim Rennen voller Adrenalin bestimmt viel schneller sei und auch falls nicht, ich mich nicht mit den anderen messen müsse. Selbst wenn ich das ganze Rennen nicht in 7.5 h schaffe, könne ich trotzdem stolz auf mich sein – schliesslich habe ich von Anfang an gesagt, dass ich diese Challenge ganz für mich allein mache und niemandem etwas beweisen muss. Recht hat er! Kopf hoch und weiter geht’s mit dem Training.

Generell waren die Wetterbedingungen in den ersten 4 Wochen ziemlich mühsam. Es hatte extrem viel Wind und teilweise bin ich auf dem Fahrrad und beim Laufen kaum vorwärts gekommen. Ganz abgesehen vom Schwimmen, das komplett zu kurz kam, weil ich bei 2-3 Meter hohen Wellen definitiv nicht trainieren konnte. Bleibt nur zu hoffen, dass die Bedingungen am Renntag besser sind. 

Die fünfte Woche war ein voller Erfolg und trotz 3 – 4 h Training am Tag fühlte sich mein Körper richtig gut an. Das habe ich unter anderem auch der tollen Sportlernahrungsergänzung von Lifeplus zu verdanken, die mich von Anfang an begleiteten und nicht nur bei der Ausdauer, sondern auch bei der Regeneration unterstützen. In der ganzen Zeit habe ich keine Schmerzen in den Gelenken oder Muskeln verspürt und fühlte mich körperlich bestens versorgt. Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass dieses Rennen mental eine grössere Herausforderung für mich wird als körperlich. Ich mache zwar schon mein ganzes Leben viel Sport und liebe es sehr, allerdings nicht in diesem Ausmass. Ich wusste, dass ich fit bin aber ich hatte keine Ahnung wie mein Körper auf das viele Training reagieren wird. Nun weiss ich es und bin sehr positiv überrascht.

Nachdem ich allerdings in der sechsten Woche (vor dem Rennen) das Training sehr viel langsamer angehen sollte, kam mein Kopf ins Spiel. «Du musst mehr trainieren. Du darfst dich nicht ausruhen. Du schaffst das nicht. Du bist noch nicht auf den Zeiten, die du haben solltest.» Und wie könnte es anders sein, nachdem ich Montag und Dienstag jeweils für ca. 45 min geschwommen bin, spüre ich am Mittwochmorgen zum ersten Mal einen Schmerz in meinem linken Knie. Kurz dachte ich, na toll so kannst du erst recht nicht am Rennen teilnehmen und wirst es sowieso nicht schaffen, die 7.5 h durchzustehen. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass es jetzt wohl an der Zeit war noch mehr mental an mir zu arbeiten (natürlich habe ich das auch vorher schon gemacht) und mein Körper zwang mich dazu, wirklich weniger bzw. nicht mehr zu trainieren vor dem Rennen. Die Schmerzen im Knie waren auch am Samstag noch zu spüren und ich musste meine Nervosität durchaus in Schach halten. Vor lauter Sorge habe ich sogar zu entzündungshemmenden Schmerztabletten gegriffen, was ich sonst niemals machen würde. Der Schmerz war nämlich total aushaltbar, allerdings hatte ich Angst nicht am Rennen teilnehmen zu können. Ziemlich nervös legte ich all meine Sachen bereit und versuchte mich etwas abzulenken.



Am Sonntag, 24. April 2022 war dann der grosse Tag!  Kaum ein Auge zugemacht, standen Federico und ich frühmorgens um 05.30h auf und machten uns auf den Weg in die Transition-Zone, wo ich ab 06.30h alles bereit legen musste. Die Nervosität stieg und ich fing schon wieder an mich mit den anderen zu vergleichen. Ich war die einzige mit kurzem Neoprenanzug. Ich hatte keinen Triathlon-Suit, den ich unter dem Neopren tragen konnte, was bedeutet, dass ich viel länger brauche, um mich fürs Radfahren und Laufen umzuziehen. Mein Fahrrad sieht nur halb so professionell aus wie alle anderen. Und und und... Und ich war die einzige, die zum ersten Mal hier einen Triathlon absolvierte und noch dazu einen Half Iron Man. Was habe ich mir nur dabei gedacht?! Federico nahm mich in den Arm und meinte immer wieder «Du schaffst das, ich bin so stolz auf dich.». Mir kamen schon vor dem Start die Tränen.

07.55h – Tre, due, uno – Vai! Ich springe ins Meer und schwimme drauf los. Und wie könnte es anders sein – ich bin die einzige, die Brustschwimmt und nicht Krault! Egal, ich gebe Vollgas und schaue nicht nach links und rechts und ziehe einfach nur mein Ding durch – Slow but Steady – das ist mein Motto für den heutigen Tag. Nach wenigen Minuten lässt die ganze Anspannung in mir nach und ich geniesse das Schwimmen zum ersten Mal so richtig. Das Wasser ist flach, die Strömung schwach und die Sonne am aufgehen. Schöner könnte es wirklich nicht sein und ich spüre wie Freude in mir aufsteigt und die Gewissheit, dass ich es schaffen werde. Als ich realisiere, dass ich gerade den schwersten Brocken hinter mich gebracht habe und das in nur ca. 44 min, laufe ich mit einem riesigen Grinsen im Gesicht in die Transition-Zone, ziehe mich in aller Ruhe um und hüpfe auf mein Fahrrad. Erstaunlicherweise tut mir während dem Radfahren gar nichts weh – weder mein Hintern, noch meine Hände, meine Fussgelenke oder mein Rücken. Ich geniesse die Radtour in vollen Zügen, fahre an bunten Blumenfeldern, Kühen und Pferden vorbei und jede Stunde am Dorfplatz, wo Federico und die Anderen mich anfeuern. :-)

Wer hätte es gedacht, die 90 km schaffe ich zum ersten Mal unter 4 h! Nach nur ca. 3 h 40 min Radfahren, geht es ans Laufen.
Jetzt steht «nur» noch der Halbmarathon an. Auf der ganzen Strecke sehe ich immer wieder vertraute Gesichter, die mir zurufen und mich motivieren. Ich merke, dass ich zwar viel langsamer Laufe als sonst (ist ja auch logisch nach knapp 2 km Schwimmen und 90 km Radfahren in den Beinen) aber meine Ausdauer ist nach wie vor vorhanden und ich laufe und laufe einfach weiter. Ohne Pause und am Ende mit einem Bärenhunger bis ins Ziel! Was für ein unbeschreibliches Gefühl – ich habe es geschafft!
Ich falle Federico in die Arme und kaum stehen meine Beine still, fühle ich, wie sie schwerer und schwerer werden. Alles, was ich jetzt gerade noch will, ist Essen, Trinken und Schlafen! Ich bin überglücklich, dass ich diese riesengrosse Challenge für mich selbst gemeistert habe. Und unendlich dankbar für die Unterstützung aller lieben Menschen in den letzten Wochen.
Was ich definitiv gelernt habe in dieser intensiven Zeit – YOU CAN DO IT – ganz egal, was auch immer du dir vornimmst! Ich habe schon immer mit dieser Einstellung gelebt aber heute habe ich es zum ersten Mal so richtig gefühlt. Und allein für diese Erfahrung haben sich die ganzen Ups and Downs gelohnt. :-)

Ein riesengrosses DANKE an:

- Federico, der wann immer möglich früh morgens mit mir aufstand und mich beim Schwimmtraining mit dem SUP im Meer unterstützte, damit ich mich sicherer fühlte. Mich motivierte, wann immer ich frustriert war. Meine Beine und Füsse massierte, wenn sie sich schwer anfühlten. Mich den ganzen Renntag von morgens bis zum Schluss anfeuerte und seit Beginn an mich geglaubt hat. <3

- James, mein Coach, der mir den Floh ins Ohr gesetzt hat, einen Half Iron Man zu absolvieren. Einen Trainingsplan mit mir aufstellte, mir all seine wertvollen Tipps weitergab und sich jeden Tag meine Trainingsgeschichten anhörte.

- Funda & Burim, die mich mit den Schwimmutensilien versorgten und mich fast täglich aufs Neue motivierten.

- Meine Familie, die den ganzen Tag aus der Ferne mitgefiebert hat.

- Alle Freunde, die mich während dem Renntag anfeuerten und auch aus der Ferne an mich dachten.

- Lifeplus für die ausgezeichnete Sportlernahrungsergänzung, die meinen Körper beim Training (und auch sonst jeden Tag) so wunderbar unterstützen.

- Meinen Körper und Geist, der mich durch diese Zeit gebracht hat und mich meine eigenen Grenzen überwinden lassen hat. 

Jetzt bist du an der Reihe - GO FOR YOUR DREAMS!

 

14. November 2021

Ab nach Ibiza & zurück in den Winterhafen

Der Rückflug auf die Balearen am 30. September geht nicht wie ursprünglich geplant nach Mallorca, sondern nach Menorca.
Und zwar haben wir die Ehre mit Cam (Mann von Janas Cousine auf Mallorca) die Überführung eines Rennboots von Mahòn nach Palma de Mallorca zu machen. Unmittelbar nach dem Race legen wir am 2. Oktober um 16.00h, mit einer Ladung Pizza im Gepäck, ab und segeln in die Nacht hinein. Bei Abenddämmerung haben wir das grosse Glück und fangen einen wunderschönen Thunfisch, den wir am nächsten Tag bei einem BBQ mit der Familie & Freunden verspeisen.

Die erste Oktoberwoche verbringen wir mit unserer HEUREKA aufgrund des schlechten Wetters im Hafen von Palma. Als wir am 6. Oktober mittags auslaufen wollen, springt unser Motor nicht an. Das hat gerade noch gefehlt, nachdem unser Dinghy-Aussenborder die halbe Saison schon nicht so will, wie wir. Nach ca. 1h ist das vermeintliche Problem gelöst (mehr dazu später im Text) und wir sind bereit zum Auslaufen. Da wir sobald wie möglich mit gutem Rückendwind nach Ibiza segeln möchten, planen wir erneut einen Zwischenstopp in der Bucht von Santa Ponsa ein. Überraschenderweise erfahren wir, dass gute Freunde von uns hier im Ort die Lifeplus-Aktivtage abhalten. Beim Frühstücksbuffet im «Club Santa Ponsa» erzählen wir von unserem bisherigen Abenteuer, den Nachmittag verbringen wir dann gemeinsam am Strand und kommen in den Genuss von einem Coaching mit Annette.
Am 9. Oktober geht es für uns weiter nach Ibiza. Da der Wind erst nachmittags zunehmen soll, machen wir erst mittags klar Schiff und lichten den Anker. Leider stimmt die Wettervorhersage nicht ganz und der Wind lässt auf sich warten. So motoren wir praktisch die ganze Strecke stundenlang durch abertausende von Quallen, bis wir um 02.38h in der Cala de San Vincent im Nordosten Ibizas vor Anker liegen. Nach einem kurzen Stopp in der Bucht von St. Eulalia geht es weiter nach Cala Talamanca, wo wir unseren Freund «Lützu» und seine Familie treffen, die gerade im Haus der Familie Urlaub machen.

Gemeinsam verbrachten wir drei wunderbare Tage auf Ibiza und segelten am 14. Oktober nach Formentera, wo wir uns verabschieden und die Familie den nach Hause Weg mit der Fähre antritt. Formentera ist eine wunderschöne Insel mit weissem Sandstrand und türkisblauem Wasser – Karibik feeling pur. Wir erkunden sie einen halben Tag mit unseren Fahrrädern und schiessen dabei wunderschöne Drohnenfotos. Da wir schon bald zurück nach Mallorca müssen, um den Rest der Crew aufzuladen, bleibt es bei einem kurzen Zwischenstopp und wir segeln nach zwei Nächten bereits zurück in den Westen Ibizas nach «Es Vedrà», wo wir eine Nacht vor Anker liegen. Leider meint es der Himmel heute nicht gut mit uns und so bleibt der spektakuläre Sonnenuntergang, für den unzählige Touristen an diesen magischen Ort reisen, aus – zu viele Wolken, die den Horizont komplett «dicht» machen.
Bereits am 19. Oktober segeln wir mit perfekten Windbedingungen 10h zurück nach Santa Ponsa auf Mallorca. Am nächsten Tag begrüssen wir Roberto, Danielle und Janas jüngere Schwester Irina auf der HEUREKA. Da das Wetter immer unvorhersehbarer und stürmischer wird (typisch für den Herbst im Mittelmeer), machen wir uns sobald wie möglich auf den Rückweg ins Winterlager. Noch ganze 602 Seemeilen liegen die nächsten 2-3 Wochen vor uns.

 

 

Aufgrund des schlechten Wetters (Regen & Starkwind) verbringen wir zwei Nächte im Hafen von Palma de Mallorca.
Neben einer Mini-Wanderung zum Castell de Bellver besichtigen wir natürlich auch die Altstadt Palmas und deren imposante Kathedrale. Bevor es weiter Richtung Sardinien geht, legen wir am 23. Oktober noch einen Zwischenstopp im Südosten Mallorcas, in Puerto de Campos ein. Nach einer rollenden Nacht vor Anker geht es am darauffolgenden Tag früh morgens los auf die «grosse» Überfahrt. Und auch an diesem Tag werden wir von den Elementen überrascht, sodass der Wind nicht querab steht, sondern wir mit Kurs «Hart am Wind» und ca. 2 Meter Wellen gen Osten segeln. Dieser Kurs ist sehr sportlich und kann auf Dauer anstrengend werden. Aufgrund der kurzen Wellen, die uns bremsen, kommen wir nicht wie gewünscht vom Fleck und beschliessen spontan nach 16 Segelstunden einen Pit-Stop in der Bucht vor Mahòn (Illa del Rei) auf Menorca einzulegen. Noch völlig verschlafen, werden wir am nächsten Morgen von der Hafenaufsicht geweckt und freundlich vom Ankerplatz verwiesen. Darüber sind wir etwas erstaunt, da es hier vor zwei Monaten im August nur so von Booten gewimmelt hat. Verdutzt machen wir Klarschiff und verlassen unter Segel den verbotenen Ankerplatz. Und so geht es nun am 25. Oktober definitiv nach Sardinien.

Schon wieder ist das Glück auf unserer Seite und beschert uns einen wunderschönen und wohlschmeckenden Thunfisch.
Davon schlagen wir uns ganze drei Tage lang die Bäuche voll. Am 27. Oktober gegen Mittag machen wir die Leinen fest in Carloforte (Sardinien), wo wir 2 Nächte verbringen, bevor es weiter geht. Schliesslich muss man ab und zu auch Einkaufen und Wäsche waschen. Abgesehen davon ist Carloforte ein malerischer Ort, in dem man definitiv auch länger verweilen kann. 
Da wir bis in den Süden Siziliens noch einige Meilen vor uns haben, legen wir bereits am 29. Oktober ab, machen einen Ankerstopp in Tuerreda Ovest und motoren weiter nach Cagliari. Schon wieder haben wir den Wind auf der Nase und das Wetter soll die nächsten Tage wieder schlechter sein. Deshalb entscheiden wir uns auch hier für den Hafen. Zudem reist Irina am 31. Oktober von Cagliari zurück in die Schweiz. Der Abschied fällt schwer, da wir wissen, dass wir sie fast ein ganzes Jahr nicht mehr sehen werden.
Für den Rest der Crew stehen noch zwei weitere Überfahrten bevor. Nach einer stürmischen Nacht (40 Knoten +) vor Anker in Villasimius nehmen wir die Überfahrt von Sardinien nach Sizilien in Angriff. Fischen scheint unsere neue Profession zu sein und so haben wir auch diesmal etwas an der Angel. Der noch kleine Schwertfisch, den unseren Köder nur im Schwert erwischt hat, lassen wir mit gutem Gewissen wieder frei.

 

 

Auf der Insel Marettimo im Nordwesten Siziliens legen wir am 5. November an der Hafenmauer an. Notiz aus dem Logbuch – «Fee hat seit vier Tagen nicht mehr geduscht, hahaha!!» :-)
Da unsere Vorräte bereits aufgebraucht sind, suchen wir abends ein Restaurant auf, in dem wir als einzige Gäste mit einheimischen Speisen verwöhnt werden. Falls ihr denkt, wir ruhen uns hier aus, liegt ihr falsch. Aufgrund des stark aufkommenden Südwinds (der Hafen ist gegen Süden offen), machen wir uns am nächsten Mittag aus dem Staub, um «schnell» nach Favignana, eine Insel weiter östlich, in eine sichere Bucht im Norden zu segeln. «Schnell» sollten wir uns als nicht mehr ganz unerfahrene Segler definitiv aus dem Wortschatz streichen – es kommt immer anders als man denkt! Ca. 2 Seemeilen vor der oben erwähnten Bucht steigt unser Motor aus. Aufgrund der hohen Wellen und dem Wind aus «falscher» Richtung, sind wir nicht in der Lage unser Ziel zu erreichen. Nach dem 5. Versuch zu Wenden, entscheiden wir uns zu Halsen und zurück in Richtung Marettimo zu segeln. Da die Hafenmauer bei einem solchen Sturm keine Option ist, versuchen wir ohne Motor in einer Bucht im Norden zu ankern. Wie erwartet, ohne Erfolg – kaum segeln wir in die Bucht hinein, treffen wir auf starke Fallwinde und so bleibt uns nichts Anderes übrig als im letzten Moment abzudrehen und mit dem Wind im Rücken aufs offene Meer hinaus zu segeln - dahin wo wir am Vortag hergekommen sind, mit Kurs auf Sardinien. Während Jana praktisch die ganze Nacht mit bis zu 35 Knoten Wind am Steuer steht, versuchen Robi & Fee den Motor zu reparieren. Der nächste Morgen ist windtechnisch umso ruhiger, sodass unsere HEUREKA in der Flaute und den noch immer vorhandenen Wellen vor sich her taumelt. Gott sei Dank nimmt der Wind im Verlauf des Tages zu, sodass wir in der Lage sind, den ganzen Weg zurück nach Sizilien zu segeln. Knapp 30 Stunden später werden wir im Hafenbecken von Trapani vom unglaublich hilfsbereiten Marinero Thomas in die Box abgeschleppt. Da wir ja sonst nichts Besseres zu tun haben und es in Strömen regnet, verbringen Robi und Fee fünf Tage damit, den Motor auf Vordermann zu bringen. Nicht nur der Dieseltank wird komplett ausgepumpt und gereinigt, sondern auch die Dieselpumpe ausgetauscht, die Leitungen gereinigt, das Öl gewechselt und neu getankt. Somit sollten alle Probleme behoben sein.

Nach der Abreise von Danielle nehmen wir die letzte Etappe zu dritt in Angriff. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist unsere Geduld langsam aber sicher am Ende und so sind wir nicht bereit den Nordwind abzuwarten (dieser hätte mindestens 1 Woche auf sich warten lassen) und motoren am 13. November mit ca. 10-15 Knoten Wind auf der Nase in den Süden Siziliens.
Freudig werden wir am 14. November in Marina di Ragusa von unseren Freunden mit «Cüpli» und einem atemberaubenden Sonnenuntergang begrüsst. Hier verbringen wir auch dieses Jahr die Wintermonate. Knapp 3'000 Seemeilen (5'550 km) haben wir in den letzten sechs Monaten zurück gelegt. Das wäre bereits mehr als eine Atlantiküberquerung, die wir ursprünglich für Ende dieses Jahres geplant hatten. Wie es so ist, schreibt das Leben die Pläne immer anders, als man sich diese selbst vorstellt! :-)

Schon bald geht’s zurück in die Heimat!

 

30. September 2021

Weiter geht's Richtung Balearen

Wie das manchmal so ist, durchkreuzt der Wind unsere Pläne. Der erwartete Starkwind traf auch in der «Stretto di Messina» ein, sodass wir gezwungen waren, eine Woche in der Bucht vor Taormina abzuwettern. Das Highlight (oder Lowlight) dieser Woche war definitiv der Vulkanausbruch des Ätna – nicht nur HEUREKA war eingehüllt in grobe, schwarze Sandkörner, sondern die ganze Stadt! Um unsere Lady wieder sauber zu kriegen, brauchten wir mehrere Stunden und auch nach Wochen entdecken wir immer wieder irgendwo die kleinen Körner.

Am Morgen vom 19. Juli konnten wir dann endlich weiter ziehen, begleitet von einer unbeschreiblich schönen Morgenstimmung und einem riesigen doppelten Regenbogen, durch die «Stretto di Messina» Richtung Aeolische Inseln. Da unser Flug von Cagliari nach Florenz bereits am 30. Juli bevor stand, fiel der Aufenthalt auf den Aeolischen Inseln leider kürzer als gewünscht aus. Nach drei kurzen Stops auf Panarea, Salina und Lipari  traten wir am 24. Juli die knapp 3-tägige Überfahrt nach Sardinien an. Statt den erwarteten 25kn Wind und 2 Meter Wellen, überraschten uns teilweise bis zu 37kn Wind und 3-4 Meter hohe Wellen. Ziemlich anstrengend! Als wäre das nicht genug, empfing uns ein starkes Gewitter und Regen bei unserer Ankunft mitten in der Nacht im Süden Sardiniens. Die nächsten Tage vor unserem Abflug waren jedoch sehr entspannt und wir verbrachten diese mit unserem guten Freund Carlo am Strand von «Cala Sinzias» und bei gutem Essen in seiner Ferienwohnung.

10 Tage genossen wir die Toskana, in Colle di Val d’Elsa und in der Nähe von Florenz an der wunderschönen Hochzeit unserer Freunde Dafina & Simon. Am 10. August ging es zurück aufs Boot nach Cagliari und von da aus weiter Richtung Südwesten Sardiniens. In der Bucht von «Porto Pino», unmittelbar vor den atemberaubenden Sanddünen, lagen wir erneut einige Tage vor Anker aufgrund des Mistrals (Nordwest-Wind), der uns die Weiterfahrt nach Menorca unmöglich machte. So hatten wir jedoch die Ehre, den wichtigsten italienischen Feiertag «Ferragosto» (Maria Himmelfahrt) am 15. August gemeinsam mit Carlo und seiner Familie bei einem riesigen Festessen zu zelebrieren. Das Warten hat sich definitiv gelohnt! :-)

 


Nach einem kurzen «Boxenstop» an der Hafenmauer von Sant’Antioco (mit Abstand der hässlichste Ort, wo wir je angelegt haben :-)) und einer etwas unfreundlichen Kontrolle der «Guardia di Costiera», segeln wir am 20. August auf querab-Kurs Richtung Menorca. In Mahòn, dem Hauptort der Insel, verbringen wir 3 Tage vor Anker. Einer davon ging drauf, um den Aussenborder unseres Dinghys zu reparieren. Dieser hatte seit einigen Wochen immer wieder Aussetzer, was teilweise sehr ungemütlich bzw. schweisstreibend für Fee werden konnte, wenn das Boot weiter weg vor Anker lag oder das Dinghy gerade vollbepackt mit unseren Klappvelos war.
Am darauffolgenden Tag nehmen wir die Fahrradtour zur Festung «Fortaleza de la Mola» in Angriff. Anstrengender als gedacht - irgendwie sah die Strecke vom Boot aus nicht so hügelig aus! Die Festung wurde in den Jahren 1848 bis 1875 erbaut, um die Insel vor den Briten zu schützen. Allerdings wurde diese nie angegriffen, weder von den Briten noch von jemand Anderem, weshalb sie nach wie vor in einem tollen Zustand ist. Das Gelände ist riesig und man kann dieses zu Fuss, mit vor Ort gemieteten Fahrzeugen oder mit dem eigenen Fahrrad erkunden. Nicht nur oberhalb, sondern auch unterhalb der Erde gibt es jede Menge zu entdecken - von Kanonen, Burgen, Gefängnis bis hin zu versteckten Bunkern und dunklen Gängen.

Nachdem wir auch die von Strassenmusikern geprägte Stadt Mahòn in uns aufgesogen haben, geht es weiter Richtung Süden der Insel Menorca, nach «Cala en Porter». Tagsüber ist diese kleine Bucht voll mit Booten. Ein richtiger Schauplatz, wo man nur so zusehen kann, wie sich die schwojenden Boote näher kommen und immer wieder umgeankert wird. Aus diesem Grund haben wir unsere HEUREKA etwas weiter Aussen platziert, wo wir unsere Ruhe hatten. Am 26. August starten wir mit einem «Schwumm» in glasklarem Wasser und einem ausgiebigen Frühstück in unser 3-jähriges Jubiläum als Paar. Um die Mittagszeit nutzen wir die tollen Windverhältnisse, um weiter nach «Cala Santa Goldana» zu segeln, wo wir den Tag bei einem schönen Abendessen ausklingen lassen wollen. Leider sind alle Restaurants, die uns ansprechen, bereits ausgebucht, sodass wir in einer etwas abseits gelegenen «Imbiss ähnlichen» Location unser Jubiläum feiern. Überraschenderweise haben wir wunderbar gegessen und das einheimische Personal war sehr freundlich – da haben wir nochmal Glück gehabt! :-)
Die Nacht war leider weniger schön und wir wurden geplagt von riesigen Wellen. Wie sich später heraus stellte, wurde das auch in den nächsten Tagen und Wochen zur Normalität. Praktisch jede Nacht vor Anker wurde ziemlich anstrengend und so nahmen wir zum ersten Mal (und einige weitere Male) unseren Heckanker in Betrieb. Mal lohnte sich dieser Aufwand und wir hatten eine ruhigere Nacht, andere Male hingegen brachte es so gut wie nichts und das Boot «rollte» trotzdem weiter vor sich hin, was uns fast zur Weissglut trieb.



Am 28. August segeln wir von der «Cala Macarella» nach Mallorca zur «Costa de los Pinos», wo wir im Strandrestaurant von unserem Freund Mauri wie die Götter speisen. Kurz darauf besuchen wir Janas Tante und Cousinen, die bereits seit 13 Jahren in Can Pastilla (Badia de Palma) leben und die «FlipFlop» Bar betreiben. Falls du Mal in der Nähe bist, musst du unbedingt den hausgemachten Apfelstrudel probieren. ;-)
Vom 2. bis 9. September wird unsere Crew von unserem Freund Ron verstärkt, der eine Woche lang bei uns Segeln lernen möchte. Wir verbringen die Tage/Nächte in den Buchten «Portals Nous» und «Portals Vells» sowie in Santa Ponsa und Port Andraitx.

Am 13. September geht es für zweieinhalb Wochen zurück in die Schweiz. Am selben Nachmittag überraschen wir Fees Familie in Münsingen am 6. Geburtstag der Nichte Cataleya. Die Überraschung ist mehr als gelungen – niemand hat damit gerechnet, dass wir vor dem Winter zurück nach Hause fliegen. Der eigentliche Grund für den Besuch in der Heimat war jedoch die Hochzeit von Janas Schwester Tamara und ihrem Mann Thomas am darauffolgenden Wochenende. Nach der kurzen aber schönen Zeit mit Freunden und Familie geht’s am 30. September zurück auf die Balearen, um auch die Herbstsaison noch so richtig auszukosten.

Next Stop Ibiza!

 

18. Juli 2021

Ionische Inseln

Nach einem halben Jahr im Winterhafen in Sizilien (Marina di Ragusa), davon 2.5 Monate zu Hause in der Schweiz, stechen wir am 16. Mai 2021 erneut in See mit unserer HEUREKA und als Crew zu viert. Die erste Überfahrt von 50sm ist ein Abstecher nach Malta, um unser neues Leichtwindsegel in Transit abzuholen. Nur drei Tage später sind wir bereits wieder in Sizilien auf Siracusa von wo aus wir sobald wie möglich die rund 300sm direkt nach Zakynthos in Griechenland segeln möchten.

Wie so oft, ist Planen auf dem Boot nur schwer möglich. Als wir am zweiten Tag nach unserer Ankunft die Stadt Siracusa und die dazugehörige Insel «Ortigia» erkunden, werden wir bei der Rückkehr zu unserem Dinghy überrascht. Und zwar ist unser Dinghy «Detailchen» verschwunden. Entrüstet suchen wir danach und werden nach Kurzem fündig – unser Beiboot steht versteckt ums Eck und der 6PS Aussenborder ist vom Erdboden verschwunden bzw. wurde uns vermutlich von einer Bande Jugendlichen geklaut, wie uns später der «Maresciallo» auf dem Carabinieri-Posten mitteilt. Und so stecken wir für die nächsten 5 Tage in Siracusa fest bis wir einen neuen (Occasion von SY «Petite Jolie») Motor auftreiben konnten und das Wetter für die 3 tägige Überfahrt stimmt. Am 26. Mai nehmen wir die Strecke dann in Angriff und kommen nach 64 Stunden am 29. Mai in Griechenland im Süden der Insel Zakynthos am Keri Beach an, wo uns bereits Jana’s Mama «Maegi» pünktlich zu ihrem Geburtstag empfängt. Die ersten beiden Tage verbringen wir mit dem Geburtstagskind und ihrem Partner Urs. Gemeinsam wird gefeiert, gelacht, gegessen, getrunken und natürlich gesegelt in eine nahe gelegene, wunderschöne Bucht. Leider geht es für die beiden kurz darauf schon wieder zurück in die Schweiz. 

Insgesamt verbringen wir 10 Tage am Keri Beach. In dieser Zeit machen Danielle, Roberto und Federico den «Open Water» Tauchschein und wir lernen bereits die griechische Ess- und Trinkkultur im Restaurant «Keri Taverna» kennen. :-) Nur eine Seemeile südlich von Keri Beach befindet sich «Turtle Island», die einen Nachmittagsausflug und ein Sonnenuntergangsbier Wert ist. Das Wasser ist türkisblau und mit etwas Glück sieht man sogar Schildkröten, die auf den Ionischen Inseln nicht selten anzutreffen sind.

 


Unser nächster Stopp führt uns nach «Zante» dem Hauptort von Zakynthos, wo wir zum ersten Mal «römisch-katholisch» an der Hafenmauer festmachen. «Römisch-katholisch» bedeutet, man wirft den Anker im Hafen, fährt rückwärts und befestigt das Boot mit zwei Leinen an der Hafenmauer. Ihr könnt euch denken, dass dies je nach dem zu einem kleinen Chaos führen kann, wenn ein Boot nach dem anderen seinen Anker wirft und diese teilweise übereinander liegen. Wir hatten allerdings Glück und konnten am nächsten Morgen ohne einen fremden Anker hochzureissen, ablegen. Unsere Reise führt uns weiter der Ostseite der Insel entlang über den Norden bis in den Nordwesten in die atemberaubende «Shipwreck Bay», in der wir eine schlaflose Nacht mit grossem Swell und „rollendem“ Boot verbrachten. Kleiner Tipp für alle Segler, die diese Bucht gerne für sich alleine hätten, kommt nach 17 Uhr an und verlässt die Bucht am nächsten Morgen vor 10 Uhr wieder. Ansonsten wird man ziemlich schnell von ca. 20 bis 30 Touribooten überrascht und umzingelt.

Ein weiteres Highlight von Zakynthos sind die «Blue Caves» im Nordosten der Insel. Auch diese Bucht ist tagsüber ziemlich «busy», am Abend allerdings durften wir sie für uns alleine geniessen. Weiter geht’s nach Kefalonia. der grössten Insel im Ionischen Meer. Von Agia Efimia aus  haben wir diese nicht nur mit dem Boot, sondern auch mit dem Roller für einen Tag lang entdeckt. Neben den Orten Poros, Lixouri, Sami, Argostoli haben uns Vathy und Fiskardo am besten gefallen. Auch den «Myrtos Beach» sollte man definitiv nicht auslassen. Die Nachbarinsel Ithaka im Osten hat es uns ebenfalls angetan. Der kleine «herzige» Ort Kioni ist zwar überlaufen von Charterbooten allerdings absolut sehenswert und unser Favorit der Ionischen Inseln. :-)

Als wir am 23.6. von Fiskardo im Norden Kefalonias nach Syvota im Süden von Lefkas aufbrechen, finden wir ca. 2sm vor dem Ziel eine Schildkröte, die sich in einem Fischernetz verfangen hat. Natürlich wollen wir unsere «Rosie» nicht so zurück lassen und setzten uns mit dem «Rescue Center» in Kefalonia in Verbindung.  Dieses rät uns, die ca. 60 Kilogramm schwere Schildkröte in unser Dinghy zu stemmen und zurück nach Fiskardo zu segeln, wo sie diese abholen werden. Nach ca. einer Stunde konnten wir «Rosie» bergen und sind daraufhin gemeinsam mit ihr 2 Stunden lang zurück nach Fiskardo gefahren. Drei Tage später erhalten wir vom «Rescue Center» den Bescheid, dass sie die Schildkröte untersucht, vom Netz befreit und im Meer ausgesetzt haben. Leider ist das keine Seltenheit, dass sich Schildkröten und andere Tiere in den Fischernetzen verfangen. Oft sterben diese elendig, wenn sie nicht gefunden und gerettet werden. Sollte euch das Thema «Überfischung» interessieren empfehlen wir euch die Netflix Dokumentation «Seaspiracy».

Auf der Insel Lefkas nördlich von Kefalonia haben wir lediglich zwei schöne Buchten im Osten (Désimi & Fràxia) sowie die Stadt Lefkas besucht. Auch auf der Insel Meganisi haben wir 3 Nächte in den nördlichen Buchten Ormos Kapelà, Vathy und Ormos Atherinos West verbracht bevor es weiter durch den Kanal von Lefkas zum griechischen Festland nach Preveza ging. Preveza ist ein beliebter Ort unter Segler, wo im grossen Werftareal «Aktio» Bootsarbeiten selbst durchgeführt werden können. Wir besuchen den Hafen in der Hoffnung, unseren zu grossen Blister verkaufen zu können (ihr erinnert euch, auch unseren Mast haben wir vor Abreise um 2 Meter gekürzt). Bereits am zweiten Tag waren wir erfolgreich und haben unser Segel an zwei sympathische Schweden verkauft. Etwas weiter nördlich von Preveza befindet sich die «Two Rocks Bay» wo wir uns bekannte Segler vom Keri Beach (SY «Amazing Grace») wieder treffen und einen gemütlichen Abend beim Aperitivo zusammen verbringen.  Von da aus geht’s für uns weiter nach Parga und bei über 20 Knoten Wind von Parga auf die Insel Antipaxos, wo wir in einer winzigen Bucht übernachten.  Weiter nördlich wollen wir uns auf der Insel Paxos die Orte Gaios und Lakka ansehen. In Lakka, ein ebenfalls sehr beliebter Ort bei Charterbooten, übernachten wir vor Anker mit über 50 weiteren Booten.


 

Die für uns letzte der Ionischen Inseln ist Korfu. Von da aus machen wir einen kurzen Abstecher nach Albanien (Sarande), um Ein- und Auszuklarieren und die 18 Monate in Europa von Neuem laufen zu lassen. Als Schiff unter Schweizer Flagge ist man lediglich für 18 Monate befugt in Europa zu reisen, ansonsten muss man die Europäische Mehrwertsteuer bezahlen, was wir und viele andere Segler definitiv vermeiden möchten.

Nach 6 Wochen im wunderschönen westlichen Griechenland brechen wir am 10. Juli gemeinsam mit unserem Freund Umberto und seinem Catamaran «Mr. Magù» auf zurück nach Italien, wo wir zwei Nächte in Santa Maria de Leuca vor Anker liegen. Das EM-Finale zwischen Italien und England am 11. Juli verfolgen wir gebannt bei Pizza und Bier und kurz darauf verlassen wir nachts um 00.45h den Ankerplatz um weiter nach Taormina (Sizilien) zu segeln bevor ein 5 tägiger Starkwind aus Westen den Süden Italiens erreicht.

Fazit: die Ionischen Inseln Griechenlands sind definitiv eine Reise Wert! Ob auf dem Landweg oder mit dem Schiff – es erwarten euch viele kleine, wunderbare Orte, wunderschöne Buchten, atemberaubendes klares Wasser, süsse Streunerkätzchen und wenn ihr Glück habt, Schildkröten und Delfine. Aber Achtung, nimmt euch in Acht vor den vielen Wespen, insbesondere in den südlicheren Gebieten wie Zakynthos, Kefalonia, Lefkas und Meganisi.


12. Dezember 2020 

Hafen-Leben

Seit einem Monat leben wir im Hafen von „Marina di Ragusa“ auf Sizilien und sind wieder „sesshaft“ geworden.
Die ersten vier Monate unseres neuen Lebens auf See waren geprägt von täglich neuen Eindrücken, Erlebnissen und Herausforderungen, was gar nicht immer so einfach ist, wie man es sich vorstellt (aber dazu mehr in einem späteren Blogartikel).

Das Hafen-Leben ist da ganz anders. Man kann wieder zur Ruhe kommen und „muss“ nicht täglich zu neuen Ufern aufbrechen. Im Winter ist es üblich, dass die „Liveaboards“ (so werden die Menschen genannt, die auf einem Boot leben) im Mittelmeer in einem sicheren Hafen überwintern. Das Wetter ist immer weniger konstant, es kommen regelmässig Stürme und starke Winde auf und auch die Temperaturen werden kühler, was das Leben draussen auf See etwas ungemütlicher macht.


 
Unser Alltag sieht nun etwas anders aus. Einen Wecker haben wir schon lange nicht mehr gestellt, da wir nicht mehr frühmorgens lossegeln, sondern einfach nur so lange ausschlafen können, wie wir möchten. Noch dazu schlafen wir meistens durch ohne vor Anker von den Wellen „durchgeschüttelt“ zu werden (kommt manchmal vor; das „Rollen“ vermissen wir definitiv nicht) – richtig erholsam! :-)

Auch der Sport kommt jetzt nicht mehr zu kurz. Endlich können wir „einfach“ nur an Land gehen und loslaufen, Fahrrad fahren, Boxen, Surfen, Yoga machen usw. Zuvor mussten wir jeweils das Dinghy (Beiboot) ready machen, all unsere Sachen packen, an Land rudern oder motoren und uns am Strand umziehen (meistens wird man nämlich nass im Dinghy bzw. wenn man es aus dem Wasser in den Sand zieht) bis es endlich losgehen konnte. Noch dazu fand das alles abends statt, nachdem wir bereits ca. zehn Stunden gesegelt sind, was ebenfalls anstrengend und teilweise ermüdend sein kann. Diejenigen von euch, die schon mal einen ganzen Tag auf See verbracht haben, können das bestimmt nachvollziehen. ;-)

Wäsche waschen ist jetzt viel einfacher und weniger Zeit intensiv. Es gibt eine Waschmaschine im Hafen, wo man für EUR 3.50.- eine „Tonne" Kleider waschen kann – yeeeeeeyyyy zur Abwechslung mal nicht von Hand waschen! Danach wird die Wäsche allerdings am Boot (an der Reling) aufgehängt und in der Sonne bzw. an der frischen Luft getrocknet. Wir schmeissen unsere Wäsche nie in den Trockner, das wäre verschwendete Energie und verschwendetes Geld!

Das Kochen macht doppelt Spass, wenn das Boot ruhig im Hafen steht und weder Wellen noch eine grosse Krängung vorhanden sind. Unser Brot backen wir jetzt immer selbst und sogar Weihnachtskekse haben wir im Gasofen hingekriegt – naja, nicht gleich gut wie zu Hause aber besser als nichts.

 

Neben all den „normalen“ Hausarbeiten haben wir auch nach wie vor einige kleinere Bootsarbeiten, die wir umsetzen. Die Küche und das Bad sind jetzt ausgestattet mit LED und die WC-Rohre, welche wir bereits vor unserer Reise ausgetauscht haben (leider die falschen – nicht geruchsdicht!), wurden nochmals ersetzt. Wir haben Kleiderhaken angebracht (zum ersten Mal benutzen wir Jacken), das Dinghy ausgewassert, die Segel runtergenommen u.v.m. Es wird uns nie langweilig! :-)

Last but not least – im Hafen gibt es eine tolle Community von Seglern, die sich untereinander helfen, man trifft sich zum Kaffee, Apèro, Abendessen, Spiele spielen oder einfach nur zum Plaudern auf dem Steg.  Das kannten wir so vorher nicht, da man nicht viele Leute trifft, wenn man jeden Tag von einem Ort zum nächsten segelt. Die Gesellschaft geniessen wir deshalb sehr. Ich (Jana) unterrichte zudem jede Woche Yin Yoga für die Hafen-Bewohner, was mir grossen Spass macht und ich sehr vermisst habe.

Von Corona merken wir zum Glück nicht viel auf unserer „geschützten Hafeninsel“.  Lediglich wenn wir das Hafengelände verlassen, müssen wir eine Maske tragen und die Restaurants und Cafés in der Umgebung schliessen bereits um 18.00h. Das macht uns allerdings nichts aus, da wir sowieso am liebsten zu Hause kochen (obwohl die Pizza hier ganz gut ist). :-)

 

12. Oktober 2020 

Einfach nur Geniessen!

Das war das Motto der letzten 2.5 Monate. Deshalb, liebe Familie, Freunde und Bekannte, haben wir nicht einmal die Zeit dazu gefunden (oder besser gesagt, wir haben uns bewusst Zeit für uns genommen), euch regelmässig mit Blog-Artikeln zu versorgen. ;-) Wer mehr von uns hören möchte, folgt uns deshalb am besten auf Instagram @sailingheureka.
Wir hoffen, ihr nehmt uns das nicht übel und fassen nun gerne den Beginn unseres neuen Lebens für euch zusammen. Nehmt euch genügend Zeit zum Lesen, der Artikel wird ausnahmsweise etwas länger.

Wie ihr unserem letzten Artikel entnehmen könnt, hat alles Ende Juli 2020 in Frankreich (Port Napoleon) begonnen. Unser erstes Ziel war die kleine Insel Frioul gegenüber von Marseille. Der erste Schlag dauerte ca. 6 Stunden und ein Auf und Ab der Gefühle war vorprogrammiert. Einerseits war da die grosse Freude, dass wir endlich starten können, andererseits sind wir unsere HEUREKA noch nie gesegelt und hatten natürlich grossen Respekt, ob alles so kommt, wie wir uns es wünschten. Bereits als wir das erste Mal das Genua (Vorsegel) ausrollten, um zu wenden, wurde die Stimmung weniger gut. Irgendwie wollte das nicht so klappen, wie wir es von unserem früheren Boot auf dem Neuenburgersee gewohnt waren. Das Vorsegel ist um einiges grösser und es blieb überall „hängen“. Später merkten wir, dass nicht das das eigentliche Problem war, sondern, dass das Segel schlicht und einfach noch zu neu und „steif“ war, um geschmeidig von einer Seite zur andern zu gleiten. Zudem kannten wir unser Boot natürlich nicht in Bezug auf die Windverhältnisse und haben schon bald festgestellt, dass unsere HEUREKA etwas mehr Wind und Fahrt benötigt, um sauber und zügig wenden zu können.
Auch beim Einrollen des Segels wurde an diesem ersten Tag ausgerufen. Irgendwie wollte es einfach nicht sauber gehen, was wir im Nachhinein ebenfalls auf die Steifheit des Segels zurück führen konnten (heute klappt das prima! J). So kam es, dass unsere Geduld bereits nach zwei Stunden am Ende war und wir bis nach Frioul motorten. Heute, zwei Monate später, lachen wir bereits darüber!

Nach zwei Nächten an der Boje im Hafen der Insel Frioul und einem Besuch mit der Fähre in Marseille ging es weiter nach La Ciotat. Der Wetterbericht kündigte einen heftigen Mistral an und da wir unser Ankergeschirr noch nicht kannten, beschlossen wir sicherheitshalber vier Nächte im Hafen abzuwettern. Da wir nur eine Mooringleine Backbord hatten, drückte uns der starke Wind auf die anderen Boote. Wir waren deshalb heilfroh, dass wir unsere HEUREKA an der „Z“, eine 65.5 Meter lange Motoryacht, mit mehreren Leinen festmachen durften. Die Crew der Yacht hatte ja schliesslich sonst nichts zu tun und wartete seit Monaten im Hafen La Ciotat, bis sein Besitzer sie wieder einmal in Anspruch nehmen sollte. ;-)
Das alte Hafenstädtchen hat sehr viel Charme und es mangelt nicht an Gelaterias. In einer davon haben wir vermutlich die beste Glace verspeist.  Mal schauen, was Italien noch so bringen wird.
In diesen Tagen hatten wir zum ersten Mal Besuch aus der Schweiz. Jil und Tom sind mit ihrem VW-Bus ganz spontan nach Südfrankreich gefahren, um uns zu sehen. Was für eine schöne Überraschung! Gemeinsam haben wir einen Tag verbracht und uns sogar mit dem Dinghy nach draussen gewagt. Nach einem gemütlichen Abendessen sind die beiden wieder weitergezogen, um am darauffolgenden Morgen das Calanque Gebirge zu bewandern.

Unser nächstes Ziel stand schon vor der Tür (unsere Bootsnachbarn Claude & seine Tochter Esther haben uns vorgeschwärmt) und so ging es weiter nach Les Embiez, die Insel von Paul Ricard. Er erwarb diese in den 1950er und machte daraus ein kleines Paradies, das er mit allen Menschen teilen wollte. Nach einem wunderbaren Abend mit Claude und Esther beim Live-Konzert der „Beatles“ und einer kleinen Morgenwanderung treibt uns die Reiselust weiter bis zur Insel Porquerolles. Da haben wir dann zum ersten Mal erlebt wie „ecklig“ das Ankern sein kann. Vor lauter Motorbooten und den daraus verursachten Wellen, wussten wir nicht mehr wo uns der Kopf stand! Zum Glück war auch die Insel Porquerolles sehr schön zu entdecken und so verbrachten wir die meiste Zeit an Land bevor es weiter ging.

 


Bereits nach diesen zwei Wochen stand unser erster grosser „Schlag“ bevor. Und zwar ganze 153 Seemeilen (ca. 275 km) von Porquerolles nach Korsika (Bonifacio). Leider war der Wind nicht auf unserer Seite und so motorten wir fast 31 Stunden bis ans Ziel. Trotzdem war es eine wunderbare Erfahrung mehr als einen ganzen Tag und eine ganze Nacht auf unserer HEUREKA zu verbringen. Zwei Sonnenaufgänge und einen Sonnenuntergang auf dem offenen Meer, was für ein Erlebnis! Wir haben gegessen, gelesen, unseren kleinen Begleiter „Herr Vogel“ beobachtet (sass 5 Stunden auf unserem Bugkorb) und einfach nur genossen. In der Nacht wechselten wir uns alle drei Stunden ab, um Wache zu halten. Da muss man vor allem die grossen Fähren im Auge behalten, die mit ihrer hohen Geschwindigkeit in „nullkommanix“ neben einem sind.

Vor Anker in der Bucht Paragnanu gab es zuerst mal ein Nickerchen bevor wir Tamara und Thomas zum Abendessen trafen. Sie verbringen ihren Urlaub ebenfalls mit dem Bus auf Korsika und sind begeistert von den vielen schönen Orten, die die Insel zu bieten hat. Auch Bonifacio, wo wir gemeinsam speisten, ist ein wunderbares Städtchen – leider ist das mit dem Essen bei den Franzosen etwas anders.. irgendwie hatten wir einfach nie so richtig Glück damit (schade!). Aber am liebsten kochen wir ja immer noch selbst auf dem Boot. Der nächste Tag brachte perfekte Segelbedingungen mit und so lernten Tamara und Thomas unsere HEUREKA auch mal noch von dieser Seite kennen (nicht nur auf dem Bock in Cudrefin).

Der Abschied von unseren Liebsten fällt wie immer schwer, jedoch freuten wir uns schon riesig darauf, endlich nach Sardinien zu segeln und diese wunderschöne Insel zu entdecken. Mitte August hatten wir auch schon zum ersten Mal „richtigen“ Besuch. Unsere Freundin Fabia verbrachte 10 Tage mit uns im Norden und von Flaute über Starkwindsegeln hat sie alles miterlebt! Für Fabia ging es schon bald zurück in die Schweiz und für uns weiter, der Ostküste entlang in den Süden von Sardinien, wo wir unseren Freund Carlo besuchten. Der Weg dahin war gar nicht so easy. Wieder einmal gab es viel Wind und somit auch viele Wellen. Nachdem es uns vor Anker bereits zwei Nächte durchgeschüttelt hatte, entschlossen wir uns weiter zu ziehen und wagten uns weiter raus aufs Meer, in der Hoffnung, die Wellen werden angenehmer. Falsch gedacht, wir hatten so weit draussen ca. 3-4 Meter Wellen und Jana manövrierte das Boot für 5 Stunden durch die Wellen. Alle Ankerplätze, die wir im Golfo di Orosei anfuhren, waren mindestens gleich „schlimm“ oder sogar noch ungeeigneter als derjenige wo wir zuvor lagen. Nur leider konnten wir jetzt nicht mehr umkehren. So fuhren wir also weiter und siehe da, ein Wal kreuzt unseren Weg! Was für ein unglaubliches Gefühl – er tauchte ca. 20 Meter neben uns zweimal auf und hat uns sogar gegrüsst! :-) Da war die Situation schon nicht mehr ganz so schlimm.
Nach ca. 12 Stunden und bei einbrechender Dunkelheit entschieden wir uns bei Arbatax vor Anker zu gehen (grosser Fehler!). Auch da ging es weiter wie gewohnt mit den wilden Wellen und Starkregen. Federico hatte immerhin noch die Motivation, abends Pasta zu kochen. Allerdings wollt ihr gar nicht wissen, wie lange das gedauert hat und was da für schlimme Wörter gefallen sind! ;-)



Zum Glück hat alles Übel mal ein Ende und so kamen wir einige Tage später bei unserem Freund Carlo am „Entu Beach“ in Sant Elmo an. Wir nahmen uns fünf Tage, um uns zu erholen und es uns gut gehen zu lassen. Die Seele am Strand baumeln lassen, gutes Essen, gutes Trinken, tolle Menschen und nicht zu vergessen ganz viel Knuddeln mit der kleinen Katze „Entu“. Ja, Jana ist es seeeeehr schwer gefallen, wieder weiter zu ziehen und am liebsten hätte sie die Katze mit aufs Boot genommen. Dafür haben wir kurz darauf zum ersten Mal Delfine gesehen, die sogar mit uns mitgeschwommen sind – einfach nur WOW!!!

Da wir bereits Mitte September unsere nächsten Gäste in Empfang nehmen durften, machten wir uns auf den weiten Weg zurück in den Norden Sardiniens, Korsika, vorbei an der Insel Elba bis nach San Vincenzo. Nach ein paar wunderbaren Tagen in Colle Val d’Elsa bei unseren Freunden Pino & Pina, besuchten uns Corinne und Jessie. Die ersten drei Nächte verbrachten wir bei so viel Wind wie noch nie (45 Knoten) im sicheren Hafen von San Vincenzo. Die Wellen wurden so gross, dass sie sogar über die Hafenmole spritzen und HEUREKA vollkommen in Salz getaucht war. Schön, dass wir nur 3 Tage zuvor das komplette Boot geputzt hatten. Die ganze Aktion fand jetzt nämlich nochmals statt, diesmal aber mit Unterstützung der erweiterten Crew. ;-) Als wir am dritten Tag endlich auslaufen konnten, waren die Wellen noch ziemlich wild, wie meistens nach solchen Stürmen. Für unsere beiden Damen, die zum ersten Mal auf einem Segelboot waren, eine richtige Feuerprobe. Noch dazu war es kalt, bewölkt und es regnete. Federico und Jana konnten dafür zum ersten Mal ihr Ölzeug in Gebrauch nehmen. Alles super wasserdicht, nur an den richtigen Schuhen fehlte es– leider sind Nike Turnschuhe nicht geeignet für eine solche Witterung! Wir nehmen uns deshalb fest vor, im nächsten Nauticshop richtige Stiefel zu kaufen!
Die restlichen Tage auf der Insel Elba hatten wir Glück und das Wetter hat zwar umgeschlagen auf Herbst (die Temperaturen sind gesunken) aber trotzdem waren uns einige Sonnenstrahlen vergönnt. Wer nur einen kurzen Urlaub vor sich hat, dem können wir die Insel Elba sehr empfehlen. Die Distanzen sind überschaubar, die Insel ist extrem grün und die Orte Porto Ferraio, Marina di Campo und Porto Azzuro wirklich sehr hübsch!

Nach einer Woche war auch dieses Abenteuer bereits Geschichte und nachdem wir Corinne und Jessie wohlbehalten wieder in San Vincenzo abgeladen und verabschiedet hatten, verbrachten wir gleich nochmals 3 Nächte im selben Hafen wegen zu viel Wind!
Dafür meinte es Neptun in den letzten 10 Tagen umso besser mit uns. J Jeden Tag Sonnenschein, Wind zum Segeln und nur wenige „Nachwehen“ des Sturms. So machten wir uns auf den Weg nach Giglio, eine Insel weiter südlich von Elba und weiter Richtung Rom, wo wir jetzt gerade diese tolle Stadt erkunden!

In den nächsten Tagen geht es dann weiter Richtung Süden nach Napoli, Ischia, Amalfi, Agropoli, über die Äolischen Inseln bis nach Sizilien, wo wir den Winter verbringen werden.

Danke für deine Zeit und Ausdauer unser Abenteuer in diesem Blog mit zu verfolgen!

 

30. Juli 2020

Auf geht's mit HEUREKA ans Meer!

Wir können es kaum glauben! Nach über einem Jahr Vorbereitungszeit, unzähligen Herausforderungen, harter Arbeit (Tag & Nacht) und viel Schweiss, ist es endlich soweit und wir können unsere HEUREKA ans Meer transportieren. Am Montag, 20.07. um 08.00h soll sie verladen und mittels Schwertransport nach Port Napoleon gefahren werden.

Das Wochenende vorher haben wir damit verbracht, zu packen, das Boot zu beladen, letzte Arbeiten abzuschliessen sowie uns von unserer Familie und Freunden zu verabschieden. Gar nicht so einfach, alles zurück zu lassen und ein neues Leben auf hoher See zu beginnen. Irgendwie fühlt es sich noch immer surreal an, doch jetzt gibt es kein zurück mehr und die langersehnte Reise geht los!

Am Montag um 06.00h ist Tagwach und wir machen uns zum letzten Mal auf den Weg nach Cudrefin. Der Transporteur „de Meuron“ und der Krahn von „Sandoz“ stehen bereits da, als wir eintreffen und so kann es direkt losgehen mit dem Aufladen. Das ganze Prozedere dauert ca. 2.5 Stunden und um 10.30h verabschieden wir uns von unserer Familie & Freunden und düsen los Richtung Frankreich. In „En Convers“ wird das Boot noch mit Diesel betankt und danach geht’s ohne Stopp bis zur Grenze. Erstaunlicherweise gibt es keine wirklichen Vorschriften (oder niemand weiss darüber Bescheid – ich habe ganze 3 Stunden rumtelefoniert!), um ein Boot in ein anderes Land zu transportieren und wir müssen weder irgendwelche Dokumente ausfüllen noch etwas vorführen. Selbst die Dame an der Grenze meint, wir sollten einfach weiter fahren und das wäre alles nur kompliziert, wenn wir das auf dem „offiziellen“ Weg machen möchten. Und so geht alles ganz schnell und wir befinden uns schon in Frankreich. Das einzige was zu beachten ist, wenn man ein Boot nach Europa ausführt, ist, dass man mit diesem nicht länger als 18 Monate in Europa bleiben darf, da man sonst dazu verpflichtet ist, die europäische Mehrwertsteuer zu bezahlen. Und das würde in unserem Fall ziemlich teuer werden – ca. 20% vom Wert des Boots! Wenn alles gut geht, überqueren wir ja zum Glück bereits im November 2021 den Atlantik.

 


Die erste Nacht schlafen wir in einem Hotel ca. 30min entfernt von Port Napoleon, da HEUREKA, wenn alles gut geht, erst am nächsten Tag ankommen soll. Das Hotel ist eine ziemliche Enttäuschung und wir freuen uns, dass wir schon bald den schimmligen Zimmern entfliehen und auf HEUREKA im Hafen übernachten können.

Früher als erwartet trifft „Schumi“ von de Meuron Transporte am Dienstag, 21.07. um 13.00h in Port Napoleon ein. Zuerst wird das Boot auf einen Bock abgeladen, weil wir noch alle Durchlässe kontrollieren und zwei davon fertig stellen müssen. Erst am Mittwoch, 22.07. um 09.30h wird eingewassert und wer hätte das gedacht – HEUREKA schwimmt und alles ist dicht – juuuhee! Den Mittwochnachmittag verbringen wir damit, den Mast vorzubereiten und die Masttritte zu montieren, sodass bereits am Donnerstagvormittag aufgeriggt werden kann. Auch das Aufmasten verläuft reibungslos und wir sind voller Vorfreude schon bald in See zu stechen. Am Freitag widmen wir uns top motiviert der Inbetriebnahme des Watermakers. Leider müssen wir bereits nach kurzer Zeit feststellen, dass irgendetwas nicht so funktioniert wie es soll und so schieben wir diese Arbeit nochmals beiseite und stellen das komplette Boot auf den Kopf, misten Werkzeuge etc. aus und räumen alles sauber und sinnvoll ein. Spätabends wird dann sogar noch der Gasherd fertig installiert und um 23.30h der erste Kaffee aus der italienischen Mokka der Nonna „Luisa“ genossen.

Am Samstag, 25.07. möchten wir gleich früh morgens die Segel hochziehen und das erste Mal in See stechen. Leider läuft es aber wieder einmal anders als erwartet und so findet Fee gleich zu Tagesbeginn Wasser in der Bilge. Als könnte es nicht noch schlimmer kommen, handelt es sich dabei um den Inhalt des Schwarzwassertranks. Zur Erklärung: im Schwarzwassertank sammeln sich die weniger schönen Dinge wie Pipi und Weiteres... so verbringen wir den Vormittag damit, die Bilge von Hand auszupumpen und die ganze Sauerei wieder in Ordnung zu bringen. Das Problem bei der ganzen Sache lag dabei an einem Ventil, das nicht komplett fest verschlossen wurde, weshalb der Tank auslaufen konnte. Am Mittag gibt es zur Abwechslung mal wieder was Erfreuliches und wir kochen zum ersten Mal auf unserem Gasherd Pasta mit selbst eingemachter Tomatensauce! Nach so einem Morgen schmecken die noch viiiiiel besser als gewohnt! Danach widmen wir uns den Segeln und um 17.00h machen wir uns unter Motor auf den Weg aus dem Hafen. Der Wind ist ziemlich stark und so ist das manövrieren im Hafen gar nicht so einfach. Das Boot treibt ab und wir brauchen etwas Zeit, unsere HEUREKA sicher aus dem Hafen zu bringen. Zum Glück geht alles gut und es gibt keine Verletzte. ;-) Die Hafenausfahrt ist sehr lange und nach ca. 1 Stunde versuchen wir das Genua auszurollen und loszusegeln. Mal wieder kommt es anders und so schnell wir das Segel ausgerollt haben, ist es auch wieder eingerollt. Die Leinen der Rollanlage haben sich verhädert und aufgrund des starken Winds, muss das zuerst im sicheren Hafen in Ordnung gebracht werden, bevor gesegelt wird.

Während wir die nächsten Tage noch auf das Sprayhood und den Lazybag warten, werden diverse weitere kleine Arbeiten ausgeführt. Am Donnerstag, 30.07. kann es dann endlich losgehen und wir brechen früh morgens zum ersten Schlag nach „Ile Frioul“ auf. Die ersten 24 Seemeilen haben wir gut überstanden und HEUREKA fühlt sich pudelwohl im Salzwasser. Was für ein Gefühl, nun endlich auf dem Meer zu sein und unseren Traum zu leben!

 

11. Mai 2020 

Unterwasserschiff 100h+

Was für ein Unterfangen! Niemals hätten wir gedacht, dass es mit so einem riesen Aufwand verbunden ist, das Unterwasserschiff auf Vordermann zu bringen. Es wurde seit mehreren Jahren nicht mehr von unseren Voreignern gepflegt, weshalb wir daraufhin über 100 Stunden für sämtliche Arbeitsschritte aufwendeten.

Der erste Schritt besteht darin, die vorhandenen Schichten (welche teilweise bereits abbröckelten) mit Hilfe eines Spachtels bis auf das Alu weg zu schaben. Aber Achtung, Kratzer im Alu sind nicht erwünscht, denn diese müssen später ausgebessert werden. Dies nahm ca. 2.5 Tage in Anspruch, in denen wir am ganzen Körper - ja sogar in den Augen und Ohren - voll von hartnäckigem Staub waren. Gut gibt es Masken und Schutzbrillen! :-)

Danach wird der komplette Rumpf mit der Schleifmaschine sowie mit feinerem Schleifpapier von Hand abgeschliffen – „läck“ geht das in die Arme - und schon wieder dieser Staub!
Wichtig ist, dass keine unebenen Stellen mehr vorhanden sind und der ganze Rumpf sauber geschliffen wird, damit die Grundierung und das Antifouling im Anschluss gut haften. Weitere 2 Tage Aufwand.

Diejenigen Stellen, bei denen versehentlich bis auf das Alu „gekratzt“ wurde, müssen im Anschluss mit Spachtelmasse gefüllt, getrocknet und erneut abgeschliffen werden. Ansonsten hält die Farbe bei diesen Stellen nicht. 1 Tag Aufwand. Dieses Prozedere wird ein zweites Mal wiederholt.

Nachdem der Rumpf sauber mit Wasser abgespritzt und geputzt/getrocknet wurde, kann endlich die erste Grundierungsschicht aufgetragen werden. Um den kompletten Rumpf einmal zu streichen, werden 6 Stunden benötigt. Nachdem die Farbe ca. 3 Stunden getrocknet ist, kann die zweite Grundierungsschicht aufgetragen werden. Vom Antifouling werden total drei Schichten benötigt. Somit sind wir bei weiteren 4.5 Tagen Arbeit.



Man könnte meinen, dass das Unterwasserschiff nun fertig ist. Falsch gedacht... sämtliche Arbeitsschritte werden nochmals wiederholt für die vier Stellen, wo das Boot auf dem Bock abgestützt ist. Das ist mitunter das schwierigste Unterfangen, weil das Boot angehoben werden muss, ohne dass es vom Bock kippt. Auch das haben wir nach ca. 2 Tagen geschafft und blicken nun stolz auf diesen Haufen Arbeit, der uns jedes Wochenende der letzten 6 Wochen gekostet hat.

Jetzt geht's an die Innenausrüstung!

 

13. Oktober 2019 

Projekt «HEUREKA»

Anfang dieses Jahres haben wir uns darüber unterhalten, wie es wäre, gemeinsam die Welt zu besegeln. Wir konnten nicht mehr aufhören davon zu träumen und so kam es dazu, dass wir anfingen nach einem geeigneten Boot Ausschau zu halten. 

Zu Beginn dachten wir, es wäre frühestens in 2-3 Jahren soweit. Als wir im März die HEUREKA auf dem Neuenburgersee besichtigten und ihre Geschichte hörten, wussten wir sofort, das ist unser Boot - «HEUREKA!» - wir haben sie gefunden! 

Nie hätten wir damit gerechnet, so schnell die passende Segelyacht zu finden und somit unserem Traum ein grosses Stück näher zu kommen. Jetzt wo wir ein Schritt weiter waren, wussten wir, dass wir nicht mehr 2-3 Jahre warten können. So fingen wir an, unseren Plan zu schmieden, zu rechnen und zu organisieren. Schon bald stand fest, dass die Reise im Mai 2020 losgehen soll. Natürlich war uns von Anfang an bewusst, dass es finanziell sehr eng wird. Das Boot muss bis Ende des Jahres abbezahlt werden und zudem müssen wir diverse weitere Investitionen tätigen, um unsere HEUREKA hochseetauglich zu machen und die Sicherheit an Bord zu gewährleisten. 

 


Zu Beginn war uns beiden nicht bewusst, wie viel Arbeit hinter diesem Projekt steht. Jetzt sind wir mitten drin und jeden Tag kommen neue Dinge dazu, die es zu organisieren gilt. Eine Herausforderung (oder viele), die wir gemeinsam meistern werden bis es endlich losgeht. Die Arbeiten, welche wir selbst ausführen können (Refit), sind bereits in vollem Gange. Im Dezember besuchen wir den «Medizin an Bord» Kurs und auch die Funkerprüfung steht noch bevor. Im März 2020 nehmen wir an einem Survival Training in Deutschland teil und Jana wird in den nächsten Monaten einiges zu „büffeln“ haben – auch sie möchte die Hochseeprüfung absolvieren, bevor es losgeht. 

Neben all dem müssen zudem die privaten/bürokratischen Angelegenheiten geregelt werden – Wohnung & Auto künden, Versicherungen für Boot & uns, Transport der Yacht ans Meer und und und. Im Moment sehen wir vor lauter Bäumen den Wald kaum mehr. Doch wir haben unser Ziel vor Augen und das motiviert uns jeden Tag aufs Neue! 

Schon bald geht’s los und mit eurer Unterstützung wird es möglich!

 

16. September 2019 | Cudrefin     

Es wartet ein Haufen Arbeit auf uns.

Waschen, Polieren, Schleifen, Spritzen – in der Woche vom 16. September wird zum ersten Mal so richtig am Boot gearbeitet. Federico & Robi setzen ihre ganze Manneskraft ein und sind nach einer Woche fix & fertig. 

Der erste grosse (schwere) Brocken ist geschafft.

Die Auswasserung von einem 10 Tonnen Boot ist nicht ganz ohne! Dank Unterstützung von «Stucki Bootbau» und «de Meuron» ist der Transport nach Cudrefin reibungslos über die Bühne gegangen. Als nächstes steht der Refit bevor! 

Die erste Fahrt mit unserer HEUREKA.

Die Überfahrt vom Hafen St. Aubin zum Hafen Portalban am Neuenburgersee ist gelungen! Familie und Freunde erwarten uns zum Apero. Wir freuen uns auf alles, was noch kommt!